Gleichzeitig prüfe die Verwaltung die Option, die bestehende Brücke bis zur endgültigen Realisierung des Ersatzneubaus weiterhin bestehen zu lassen. So soll die wichtige Verkehrsverbindung für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer zwischen Nordstadt und Linden so weit wie möglich erhalten bleiben. Im März 2022 ging die Stadt davon aus, dass die Brücke bis Ende 2024 genutzt werden kann. Ob diese Zeitangabe noch gilt und ob danach eine Sperrung der Verbindung droht, ist bislang unklar. Die Bauarbeiten für die neue Brücke können durch die aufgehobene Ausschreibung jedenfalls nicht wie geplant beginnen.
Die Dornröschenbrücke über die Leine ist in die Jahre gekommen und muss nach Ansicht der Stadt erneuert werden. Risse und Betonschäden waren 2018 bei einer Überprüfung des Bauwerks aufgefallen. In ihren Ursprungsplänen wollte die Stadt die Brücke während des Neubaus für gut anderthalb Jahre sperren. Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer sollten auf die weiter östlich gelegene Justus-Garten-Brücke ausweichen oder die Schnellwegbrücke auf Höhe der Schwanenburg im Westen nutzen.
Dagegen regte sich aber viel Widerstand – unter anderem aus dem Bezirksrat Linden-Limmer. Rund 7000 Radfahrerinnen und Radfahrer nutzen täglich die Brücke, wie eine Zählung der Stadt 2021 ergeben hatte. Die Dornröschenbrücke ist aber auch ein Treffpunkt für Stadtteilbewohnerinnen und Stadtteilbewohner, vor allem in den Sommermonaten. Auch deshalb, um einen guten Ausblick auf den Sonnenuntergang zu haben.
Nach den Protesten rief die Stadt Bürgerinnen und Bürger Ende August 2021 zu einer Beteiligung auf und erarbeitete eine neue Planung. Die neue Brücke sollte parallel zum alten Bauwerk errichtet werden. Danach wollte die Stadt die alte Brücke abreißen lassen, um dann die neue Konstruktion in die Verankerungen der vormaligen Brücke zu heben. Der Vorteil: Fast während der gesamten Bauzeit, so der Plan, hätten Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer die Leine queren können. Nur ein bis eineinhalb Monate wäre die Verbindung gekappt gewesen.
Durch die neue Planung stiegen die Ausgaben für Abriss und Neubau von 6 auf 11,5 Millionen Euro. Grund dafür sei, dass der Abriss der alten Brücke sowie das Verschieben der neuen Konstruktion auf die Fundamente der alten Brücke deutlich komplizierter – und damit teurer – als geplant werde, so die Stadt damals. Ein weiterer Kostentreiber war die Breite der Brücke. Die städtischen Planer wollten das Bauwerk von derzeit acht Metern auf elf Meter erweitern. Fünf Meter sollten für den Radverkehr zur Verfügung stehen. Zudem sollte das Tragwerk in der Mitte als lang gezogene Sitzgelegenheit genutzt werden können. Der lang gezogene Block sollte auch dazu dienen, Rad- und Fußverkehr klar voneinander zu trennen.
Zwischen Februar und April 2023 stimmten die politischen Gremien in Hannover den Plänen für einen Neubau der Brücke zu. Im Oktober 2023 sollte laut Stadt die Ausschreibung für die Bauarbeiten veröffentlicht werden, im Dezember 2023 dann die Vergabe erfolgen. Danach wollte die Landeshauptstadt das konkrete Vorgehen mit dem beauftragten Unternehmen abstimmen. Ab Februar 2024 sollten die Arbeiten an der Brücke beginnen.
Doch das ist nicht passiert – und nun hat die Stadt den Stopp der Ausschreibung mitgeteilt. „Auch wenn die zeitlich noch nicht benennbare Bauverzögerung sehr zu bedauern ist, können wir nur mit diesem Schritt ein erfolgreiches und wirtschaftlich tragbares Projekt realisieren“, erklärt Stadtbaurat Thomas Vielhaber. „Unser Ziel bleibt es, die bestmögliche Lösung für die Infrastruktur und die Bürgerinnen und Bürger zu finden.“
Die Stadt Hannover versichert, dass der Brückenbau erneut ausgeschrieben werde, sobald die überarbeiteten Planungen und Rahmenbedingungen festgelegt seien. Wann das sein wird, ist aber noch komplett unklar. „Die Verwaltung wird die Öffentlichkeit rechtzeitig über das weitere Vorgehen informieren“, heißt es seitens der Stadt weiter.