Mehr als 100 Künstlerinnen und Künstler aus 47 Kompanien aus 13 Ländern sind eingeladen. Die allermeisten sind zum allerersten Mal da. Stammgäste gibt es auch, aber nur wenige: Eis Ali zum Beispiel, der so schön mit seinem gekühlten Essen spielt, kehrt zurück, ebenso der Walkact Tukkersconnexion und Desimo aus Hannover bespielt mit seinem Spezial-Club eine Bühne am Ende der Picknickwiese und hat dafür magische Gäste eingeladen wie den Wasserzauberer Miguel Muñoz. Auch das GOP ist dabei und zeigt im Gartentheater Varieté.
Unter anderem für Desimo und das GOP ist Casper de Vries vom sehr strikten 20-Minuten-Format seines Vorgängers Harald Böhlmann abgerückt, weil er findet, dass sich Kunstgenuss nicht in Minuten abmessen lässt. Diese Shows dauern mit 50 Minuten deutlich länger, andere wiederum sind kürzer, die Show der französischen Zirkuscampagnie L‘immédiat ist zehn Minuten kurz, aber für de Vries „ein Highlight, wunderbar, das müssen alle gesehen haben“.
Sie sind am Rande der Großen Fontäne unterwegs, die mit Shows und Gastronomie zum Zentrum des Festivals wird. Dort findet auch die neue Abschlusszeremonie statt – die Stadt Hannover hatte ein Ende der Feuerwerke vorgeschrieben, die sonst zum Finale des Kleinen Fests stattfanden. Nun wird dort der studierte Philosoph und ausgebildete Jongleur und Tänzer Andrea Salustri eine Feuershow zeigen.
Die Schwerpunkte haben sich geändert. Wo bislang Comedy und Sprachwitz einen Schwerpunkt bildeten, kommen nun die meisten Shows, nämlich 19, aus dem Bereich Theater – de Vries suchte zuvor unter anderem für das Bremer Straßentheaterfestival „La Strada“ Künstler aus.
Auch Installationen spielen eine große Rolle. Der künstlerische Leiter nennt als Beispiele „Actual Reality Arcade“, wo 90er-Jahre-Videospiele ganz analog als 3-D-Nachbauten gespielt werden können, und die Fontänenbar mit ihren Wasserspielen auf halber Strecke zwischen Glocken- und Großer Fontäne, der neuen Hauptader des Fests.
Das Programmheft zitiert Goethe mit Zeilen, die Casper de Vries auch bei der Programmvorstellung aufsagt: „Jeder komme, wie er ist, / Das ist wohl das Beste! / Schon ist‘s in der Stadt bekannt, / Wohl ist‘s aufgenommen.“ Nach der wegen all der Neuerungen befürchteten Tragödie erstem Teil klingt all das nicht. Ob es der Komödie nächster Teil wird, zeigt sich ab 10. Juli. Die gut 70.000 Karten aus dem Vorverkauf sind inzwischen alle weg, die offizielle Ticketbörse für den Weiterverkauf ist eröffnet. Das Interesse scheint ungebrochen.
Das gilt auch für das neu aufgelegte Workshop-Programm in Zusammenarbeit mit dem GOP: Sechs bereits gut nachgefragte Kurse, zum Beispiel in Sachen Zauberei und Stelzenlaufen, gibt es im Rahmen der Feriencard, zwei weitere für erwachsene Profis. Und zu einem erstmals organisierten Netzwerktreffen vom 19. bis 21. Juli kommen Agenturen aus ganz Europa, um sich über Themen wie Nachhaltigkeit und Altern im Straßentheater auszutauschen. Für Kulturdezernentin Eva Bender ist das ein Zeichen. „In Wahrheit ist das Kleine Fest auch international eine große Nummer.“