Im Zentrum der Ausstellung im Landesmuseum steht die Werkfolge der „Vier Tageszeiten“, der einzige vollständig erhaltene Tageszeitenzyklus des Künstlers an einem Ort. Das Arbeiten in Zyklen ist für Friedrichs Werk grundlegend: Friedrich überträgt die Prozesse des menschlichen Lebens in die Natur. Im hannoverschen Tageszeitenzyklus steht die Entwicklung des menschlichen Lebens zwischen Geburt und Tod in Analogie zu Morgen, Mittag, Nachmittag und Abend.
Der inhaltliche Zusammenhang manifestiert sich auch in der Bildkomposition: Die Lichtführung sowie die Darstellung des Gebirgszuges und der Baumkronen sind in allen vier Bildern des Tageszeitenzyklus von 1820/21 fortlaufend angelegt. Die Figuren stehen in einem Kontrast zueinander. Dies wird besonders deutlich im Bild „Morgen“ mit der Gegenüberstellung eines Fischers und zwei Wanderern, die versonnen den Sonnenuntergang betrachten. Im „Mittag“ präsentiert Friedrich eine Schäferfigur, ein Motiv, das sich auch auf anderen Werken Friedrichs wiederfindet. Im „Nachmittag“ ist ein Bauer auf seinem Pferdewagen zu sehen.
Neben dem Tageszeitenzyklus präsentiert das Landesmuseum Hannover den „Morgen (Ausfahrende Boote)“ eines tageszeitlichen Schiffszyklus
sowie ein zeitgenössisches Porträt Friedrichs, gemalt vom dänischen Künstlers Johann Ludwig Gebhard Lund. Im Rahmen der Ausstellung werden die Perspektiven verschiedener Fachdisziplinen – Kunstgeschichte, Restaurierung und Provenienzforschung – auf die ausgestellten Werke zusammengeführt. Eine Präsentation neuer kunsttechnologischer Erkenntnisse fokussiert sich auf die Frage: „Inwiefern geben Infrarotaufnahmen Aufschluss über die Kompositionsweise des Künstlers?“ Unterschiede zwischen der Unterzeichnung und dem fertigen Werk lassen sich dabei ebenso feststellen wie der vielschichtige Farbauftrag und eine sorgfältig eingesetzte Maltechnik.
„Die Werkfolge der ’Vier Tageszeiten’ bietet einen einzigartigen Einblick in Friedrichs künstlerische Vision und seine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Zyklen des Lebens. Durch die unterschiedlichen Perspektiven der Kunstgeschichte, Restaurierung und Provenienzforschung wollen wir den Besuchern ein umfassendes Verständnis dieser Meisterwerke ermöglichen“, erklärt Dr. Katja Lembke, Direktorin des Landesmuseums Hannover.
Die Ausstellung wird begleitet von mehreren Veranstaltungen.
Öffentliche Führungen gibt es am Sonnabend, 22. Juni und 29. Juni, jeweils ab 11 Uhr. Die Tour ermöglicht eine Begegnung mit dem Leben und Wirken des romantischen Künstlers und thematisiert die Werke der Hannoverschen Sammlung. Die Teilnahme kostet zuzüglich Museumseintritt 2,50 Euro. In der Kuratorenführung von Dr. Peter Rautmann wirft dieser einen kunsthistorischen Blick auf die Werkfolge der „Vier Tageszeiten“ und stellt mögliche Bildinterpretationen vor., Die Termine sind am Donnerstag, 15. August und 5. September, jeweils ab 16.30 Uhr. Die Teilnahme ist im Museumseintritt enthalten.
Die Rezitatorin Marie Dettmer begleitet in der Reihe „Museum trifft Literatur“ einen Besuch der Kabinettausstellung am Sonntag, 7. Juli, ab 15 Uhr. Unter dem Titel „Caspar David Friedrich. Genauer betrachtet“ präsentiert sie neben Bildbetrachtungen auch Spannendes und Wissenswertes zu dem Ausnahmekünstler. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro zuzüglich Museumeintritt.
Im Rahmen der Ausstellung erscheint der Band „Tageszeiten. Caspar David Friedrich in Hannover“, der sechste Teil der Publikationsreihe „NahSichten“ mit Unterstützung des Vereins Freunde der Landesgalerie Hannover. Er ist im Museumsshop für 5,90 Euro erhältlich.
Das Landesmuseum Hannover, Willy-Brandt-Allee 5, ist Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt in eine Sonderausstellung inklusive Sammlungen kostet 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, das Familienticket 20 Euro. Das Kombi-Ticket (alle Sonderausstellungen und Sammlungen) gibt es von 12 bis 30 Euro, die Jahreskarte für 25 Euro, als Familienkarte 50 Euro.
Die Ausstellung ist bis zum 2. Februar 2025 zu sehen. Der Ausstellungsbesuch ist im Museumseintritt inbegriffen.