Das Rad ist refurbished – bisher ist das Verfahren hauptsächlich für Handys oder Laptops bekannt. Das Wort bedeutet etwa „generalüberholt“ oder „aufpoliert“ und meint in der E-Bike-Praxis: Zweiradmechaniker oder -mechanikerinnen prüfen gebrauchte Stromer auf ihre Qualität, reinigen und reparieren sie, bringen Ersatzteile an und machen sie fertig für den Verkauf. Im Onlineshop werden Fotos und die Daten der Bikes hochgeladen, damit sie begutachtet werden können. Für Refurbished-Bikes übernimmt beispielsweise Upway ein Jahr Garantie und verlangt einen niedrigeren Preis als für ein neues E-Bike. Beim Cube Ella Cruise Hybrid beträgt der Neupreis etwa 2750 Euro. Refurbished kostet es bei Upway 2149 Euro zuzüglich Versandkosten in Höhe von 49 Euro, bei Lasten-E-Bikes sind es etwa 98 Euro.
Beim Kauf vor Ort bei Privatleuten gibt es keine Versandkosten. Allerdings ist es schwierig, den Zustand eines E-Bikes selbst zu bewerten. Während der Gesamtzustand noch mit Blick auf Reifen, Bremsbeläge, Kette oder Antriebsriemen und Rahmen zu beurteilen ist, gestaltet sich das bei Motor und Akku schwierig. Fachleute vom ADFC empfehlen, während der Probefahrt auf Motorengeräusche zu achten. Diese sollten gleichmäßig und nur in leiser Umgebung deutlich zu hören sein.
Wichtig ist zudem das Baujahr, denn die Technik eines Pedelecs kann nach wenigen Jahren veraltet und Ersatzteile – vor allem bei selteneren Antriebstypen – können nicht mehr erhältlich sein. Um den Zustand des Akkus, dessen Kapazität mit der Zeit weniger wird, zu bewerten, können im Fachhandel die jeweiligen Fabrikate ausgelesen werden. Die Kosten dafür sind eine gute Investition, können allerdings variieren. Bei einer Stichprobe anlässlich einer ADAC-Untersuchung kostete ein derartiges Batteriezertifikat zwischen 20 und 30 Euro in Onlineshops.
Grundsätzlich sollte man sich im Vorfeld in Ruhe überlegen, wofür man das E-Bike braucht und wie es ausgestattet sein soll. Kriterien sind die Reichweite des Akkus, Power des Motors oder die Tragfähigkeit des Gepäckträgers. Von Spontankäufen raten Profis ab; ein gesundes Misstrauen empfehlen sie, ebenso wie einen Besichtigungstermin mit Probefahrt. Nachweise über den Service einer Fachwerkstatt, die der Vorbesitzer oder die Vorbesitzerin möglichst jährlich besucht hat, sind ein gutes Zeichen wie auch der Nachweis über den Kauf des Bikes. Ist es gestohlen, kann es plötzlich von der Polizei abgeholt werden. Dann sind Rad und Geld weg.
„Bei Autos ist es völlig normal, ein gebrauchtes zu kaufen. Wir wollen das auch für E-Bikes möglich machen“, sagt Jan Rockmann, Zweiradmechaniker in der Upway-Werkstatt Berlin. In der Halle erläutert er das Prozedere: Die Räder durchlaufen verschiedene Stationen: „Nach Möglichkeit wird repariert. Kaputte Teile werden ausgetauscht.“ Dafür gebe es in der Werkstatt ein Lager aus Original- oder gleichwertigen Ersatzteilen,. An einer speziellen Station wird der Motor geöffnet und geprüft. Die Leistungsfähigkeit des Akkus testen die Mechaniker, indem er softwaregesteuert, kontrolliert entladen und dann wieder vollständig aufgeladen wird. Mit den dabei gesammelten Daten bestimme man Kapazität und Zustand des Akkus. Dies wird im Datenblatt zum Fahrrad vermerkt, das online einsehbar ist. Gereinigt werden die Räder mithilfe von Trockeneis. „Der Vorteil ist, dass die Elektronik dadurch besser geschützt ist. Der Schmutz geht außerdem leichter ab“, erläutert Rockmann.
Am Ende werden die technischen Daten geprüft, die E-Bikes aus festgelegten Perspektiven fotografiert, mögliche Gebrauchsspuren dokumentiert, der Preis kalkuliert und alles zusammen mit den technischen Angaben im Internet hochgeladen. Das Rad steht nun zum Verkauf. Kundinnen und Kunden geben dafür in einen Filter ihre Vorgaben und Wünsche ein: Körpergröße, Fahrradtyp, Motor, Rahmen, Antrieb, Preis und weitere Parameter. Am Ende bleiben meist nur wenige Räder übrig.
Mit meinem Cube Ella Cruise Hybrid habe ich offenbar einen guten Griff getan: Während der Fahrt schnurrt der Motor gemütlich vor sich hin, Gebrauchsspuren sind nicht zu entdecken. Es klappert nichts. Einzig die Klingel gibt bei Schlaglöchern ein leises Ping von sich.