Denn Kräling und sein Kreativpartner Daniel Pflieger hatten insgesamt zwölf Klaviere kostenlos auf der Kleinanzeigenplattform Ebay aufgetrieben und sie aus Privatwohnungen in eine Werkstatt geschleppt, wo die Instrumente für je 100 Euro gestimmt wurden. Für jeweils 50 Euro gestalteten Graffitikünstlerinnen und -künstler die Klaviere dann in bunten Farben.
Das in der Nordstadt zerstörte Klavier war von den Graffitikünstlern „The Earlybirds“ mit gelben Vögeln bemalt worden. Es stand in der Nähe des Sprengelgeländes und war am 12. März von Unbekannten so stark „bearbeitet“ worden, dass es letztlich nur noch ein Fall für den Sperrmüll war. „Das wurde konsequent zerschrottet“, sagte Kräling damals entsetzt. Und: „Es ist ja nicht nur ein Musikinstrument, es ist auch ein Kunstobjekt, das in der Öffentlichkeit ausgestellt wird. Da steckt Herzblut von uns allen drin.“
Für die Künstler ist das tatsächlich ein Ansporn weiterzumachen – übrigens auch über Hannover hinaus: Gleich nach Abgabe des neuen, mit dem Oktopus verzierten Klaviers an der Leibniz Universität haben Kräling und Pflieger sich am Donnerstag nach Berlin aufgemacht, um in der Nähe des Kurfürstendamms ein weiteres bunt bemaltes Klavier abzustellen.
Sie sprechen von „Pianobombing als kulturelle Entwicklungshilfe, die wir in die Hauptstadt bringen“. Berlin habe „kulturell wenig auf dem Kasten“, frozzelt Pflieger, „da müssen Outsider aus Hannover kommen.“