Die Reste eines zerbrochenen Blumentopfs oder Fasern eines Pflanzenschutznetzes landen oft direkt in der Natur. Welche Folgen Plastik im Garten hat, lässt sich Korduan zufolge zwar nicht bis ins Detail wissenschaftlich nachweisen. „Aber es gibt diverse Studien, die uns zu Recht Sorge bereiten. Sie zeigen etwa, dass Mikroplastik in Böden das Pflanzenwachstum beeinflusst und Regenwürmern und Insekten schadet.“ Ein großes Problem stellen ihr zufolge auch Plastikschnüre dar, wie sie genutzt werden, um Pflanzen an Rankhilfen festzubinden: „Vögel nehmen sie gerne als Nistmaterial oder verwechseln sie mit etwas Essbarem.“
Aber wie sieht es mit Bioplastik aus? „Aus unserer Sicht ist das nur Greenwashing“, sagt die BUND-Mitarbeiterin. „Unter Bioplastik versteht man einerseits Plastik, das auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt wird“, so Korduan. „Im Verpackungsbereich ist das etwa oft Zuckerrohr, der in Brasilien in Monokulturen mit viel Wasser, Dünger und Pestiziden angebaut wird, die in Europa teilweise gar nicht mehr erlaubt sind.“
Und andererseits fällt unter Bioplastik Kunststoff, der theoretisch biologisch abbaubar wäre und den die meisten Menschen vor allem als Mülltüten kennen. „In der Praxis zersetzen sich abbaubare Bioplastiktüten jedoch zu langsam, und somit müssen die Betreiber der Kompostieranlagen sie wie gewöhnliches Plastik mit viel Aufwand und Energie aussortieren“, sagt Korduan. „Wenn die Beutel dennoch in einen Kompost gelangen, bleiben aufgrund zulässiger Grenzwerte oft Mikroplastikpartikel übrig, vor allem aber gelangen die zugesetzten Chemikalien mit in die Böden.“ Welche Folgen das für Flora, Fauna und den Menschen hat, sei noch unklar. „Die einzig echte Lösung sind daher Mehrwegsysteme – egal ob beim Kompostsammeln oder den Pflanztöpfen“, sagt Korduan.Gerade bei den Töpfchen gestaltet sich das allerdings eher schwierig. Sebastian Daub, Gärtnermeister und Vorstandsmitglied des Fachverbandes Einzelhandel innerhalb des Zentralverbands Gartenbau (ZVG), kennt das Problem aus eigener Erfahrung: „Wenn Kunden Plastiktöpfe zurückbringen, sind das leider nicht nur die Töpfe aus unserer Gärtnerei, sondern auch welche von Obi, Aldi oder Rewe. Letztlich landet bei uns dann ein buntes Sammelsurium, das größtenteils nicht in unser System passt und bei dem wir dann die Entsorgung für andere Hersteller übernehmen.“
Zumal es sogar noch einfacher ginge: Schließlich lassen sich Pflanzen auch einfach noch in der Gärtnerei aus den Töpfchen packen und in nahezu jedem beliebigen Behältnis nach Hause transportieren. „Insbesondere Menschen der älteren Generation kommen mit Wäschekörben oder einer Transportbox zu uns“, sagt Daub. „Selbst ein einfacher Pappkarton ginge.“
Nicht nur bei den Pflanzen lässt sich Plastik leicht vermeiden. Auch Erde zu kaufen ist meist nicht nötig, denn die vorhandene lässt sich ebenso gut aufbereiten. „Empfehlenswert ist ein veganer Dünger, der aus Resten aus der Lebensmittelproduktion hergestellt wird“, sagt Daub. „Das funktioniert unheimlich gut – und es ist auch so viel einfacher, als jeden Frühling sein Hochbeet leer zu schaufeln, die Erde zu entsorgen und zehn neue Säcke anzuschleppen.“ Insbesondere zu Langzeitdüngern stellt veganer Dünger eine gute Alternative dar: Die im Langzeitdünger enthaltenen Kügelchen sind meist von einer Kunststoffhülle umgeben, die dauerhaft im Boden verbleibt.
Wenn es um die Gartenausstattung geht, empfiehlt Daub, in Qualität zu investieren. „Als Alternative zu billigen Plastiktöpfen bietet sich ein Keramiktopf oder zumindest ein Topf aus hochwertigem Kunststoff an, die sich beide zehn oder fünfzehn Jahre lang verwenden lassen“, sagt der Gärtnermeister. Das lohnt sich nicht nur für die Umwelt, sondern durchaus auch finanziell: So kosten hochwertige Töpfe zwar mehr als günstige – letztere halten aber oft nur zwei oder drei Jahre, sodass sie immer wieder nachgekauft werden müssen. Außerdem entsteht bei Töpfen mit längerer Haltbarkeit weitaus weniger Müll.
Zudem ist es sinnvoll, vor jeder Anschaffung bewusst plastikfreie Varianten zu wählen: etwa Juteschnur zum Hochbinden der Pflanzen, eine Gießkanne oder ein Rankgitter aus Metall. Wo es sich anbietet, können Gärtner und Gärtnerinnen dabei zunächst in einem Kleinanzeigen-Portal nach gebrauchten Gartenhelfern stöbern – und nebenbei möglicherweise sogar gärtnernde Nachbarn kennenlernen.
Ebenfalls einfach umzusetzen sind Upcycling-Ideen. Für die Anzucht eignen sich selbst gebastelte Behältnisse aus Zeitungspapier, leere Eierkartons oder abgeschnittene Milchtüten. Dosen, ausrangierte Porzellantassen und -schüsseln oder eine alte Badewanne werden zu Pflanzgefäßen. Und Wäscheklammern, Metallbesteck oder beschriftete Steine als Pflanzenschilder sehen nicht nur hübsch aus – sondern erfreuen auch die Umwelt.