Die Stadt hatte der Künstlerin die Skulpturen für 150.000 Mark abgekauft – einen Bruchteil ihres heutigen Wertes. Ihre Installation war 1974 krönender Abschluss des ambitionierten Straßenkunstprogramms unter der Ägide des Oberstadtdirektors Martin Neuffer.
Die Nanas – der Begriff bezeichnet im Französischen moderne, erotische Frauen – waren von Niki de Saint Phalle als Sinnbilder selbstbewusster Weiblichkeit erschaffen worden. Sie verkörpern ganz allgemein einen starken, fantasievollen Typus Frau.
Dennoch bekamen die drei noch am Tag ihrer Installation individuelle Namen. Während sie am 14. Januar 1974 aufgestellt wurden, begab sich Kunstvereinsdirektor Helmut R. Leppien unters Volk. Einer Bitte Niki de Saint Phalles entsprechend, fragte er die Schaulustigen, die sich in Scharen eingefunden hatten, nach Namen bekannter Frauen aus Hannover – und kam mit den Vorschlägen Sophie, Charlotte und Caroline zurück.
„So eine spontane Namensfindung auf der Straße passt gut zum Geist der damaligen Zeit“, sagt die Kunsthistorikerin Ines Katenhusen. Freilich gab es auch um die Namen Streit: Helmut Plath, Direktor des Historischen Museums, empfand die Auswahl als „einfach geschmacklos“. Und HAZ-Kolumnist Klapa empfahl, doch besser Anna Blume, die Protagonistin eines Gedichtes von Kurt Schwitters, als Namenspatronin zu wählen – und als Schwestern noch flugs Berta und Cäcilie dazuzuerfinden. Dabei erinnern die Nana-Namen an illustre Persönlichkeiten.Sophie ist die Nana, die entfernt an eine weiße Hand erinnert. Sie ist benannt nach der klugen Kurfürstin Sophie (1630 bis 1714), die als Kind evangelischer Glaubensflüchtlinge im holländischen Exil geboren wurde und als eine der mächtigsten Frauen Europas starb. Die geistvolle Barockfürstin baute die Herrenhäuser Gärten aus und philosophierte mit Leibniz persönlich über Gott und die Welt.
Caroline ist die Nana mit den grünen Armen und Beinen. Benannt ist sie nach der berühmten Wissenschaftlerin Caroline Lucretia Herschel (1750 bis 1848). Die kleinwüchsige Frau aus Hannover, die lange in London lebte, machte auch als Sängerin Karriere, doch vor allem als Astronomin: Sie entdeckte mehrere Kometen.
Als erste Frau in England erhielt sie ein Gehalt für eine wissenschaftliche Tätigkeit, und die Royal Astronomical Society ernannte sie zum Ehrenmitglied. Ihr Grab ist auf dem Gartenfriedhof.
Charlotte ist die bunteste Nana. Ihr Name erinnert an Charlotte Kestner (1753 bis 1828). Der 23-jährige Goethe hatte sich in diese verliebt, doch sie heiratete einen anderen. Der Dichter verarbeitete seinen Liebeskummer im Bestseller „Die Leiden des jungen Werthers“ – und Charlotte wurde zum Popstar der Literaturszene. Auch ihr Grab ist auf dem Gartenfriedhof. Der französische Name der Skulptur ist jedoch „Nana boule“: „Die Kugelige“.
Am 9. März gibt es bei den Nanas von 11 bis 16 Uhr Angebote für Kinder und Erwachsene. Um 15 Uhr beginnt eine Performance von Künstlerinnen (AG&CO) mit Carlotta Oppermann.