Der Bedarf ist vorhanden: Schließlich pendeln mehr als 186.000 Beschäftigte täglich aus den 20 Umlandkommunen in die Stadt Hannover – die meisten mit gut 13.700 stammen aus Garbsen, gefolgt von Langenhagen (12.600) und Laatzen (knapp 10.000). Etwa 68.000 Frauen und Männer verlassen jeden Tag die Landeshauptstadt, um zur Arbeit zu fahren. Hinzu kommen einer Statistik der Region zufolge etwa 138.000 Pendlerinnen und Pendler aus Städten und Gemeinden jenseits der Regionsgrenze, insbesondere aus benachbarten Landkreisen wie Celle, Peine, Hildesheim oder Schaumburg, die in Hannover arbeiten.
Dabei unterscheidet die Untersuchung nicht, ob die Pendlerinnen und Pendler den Bus und die Bahn für den Weg zur Arbeit nutzen oder das eigene Auto. Ein Blick auf Zufahrtstraßen wie die Vahrenwalder Straße am Morgen zeigt, dass nach wie vor viele Beschäftigte allein im Auto unterwegs sind. Seit sechs Monaten versucht der ADAC diese Situation nachhaltig zu ändern – und ist deshalb die Kooperation Pendlernetz mit Twogo eingegangen, einer Mitfahr-App. „In der Stadt ist der öffentliche Nahverkehr super aufgestellt, aber im Umland fehlt oft noch die Verknüpfung der Verkehrsmittel“, sagt Alexandra Kruse, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und Marketing beim ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, mit Verweis auf den jüngsten Monitor zur Zufriedenheit mit ÖPNV, Radwegen und Straßen.
Dennoch müssten sich alle die Frage stellen, welchen Beitrag sie zur Verkehrswende leisten könnten – um beispielsweise den CO2-Ausstoß zu senken und die Umwelt zu schonen. Eine Möglichkeit: eine Fahrgemeinschaft, die Autofahrerinnen und Autofahrer mit möglichen Mitreisenden über die App bilden können. Dafür könnten sich Interessierte sehr schnell und unkompliziert registrieren lassen, eine Mitgliedschaft im ADAC sei nicht notwendig. Anschließend geben Fahrer und Fahrgäste ihre Routen ein, ebenso ein Zeitfenster und mögliche Treffpunkte.
„Der Aspekt Sicherheit spielt eine wesentliche Rolle, deshalb sind die Teilnehmenden über die App registriert“, sagt Kruse. Zudem biete diese unterschiedliche Filter, so könnten beispielsweise Frauen auch nur weibliche Fahrgäste zulassen. Und: Per Chat können sich Fahrer und Mitfahrer direkt abstimmen, im Anschluss eine Bewertung der Fahrt abgeben.
Ihre Kollegin Katharina Jung ergänzt, dass neben dem Klimaschutz weitere Komponenten für die Rückkehr zu Fahrgemeinschaften sprächen: „Wer mit anderen im Auto sitzt, kommt auch ins Gespräch und ist damit sozial aktiver als jemand, der immer nur allein fährt.“ Außerdem ließen sich auf diese Weise die steigenden Fahrtkosten reduzieren, fügt Kruse hinzu. Jung plädiert zudem dafür, über die App auch in der eigenen Firma nach Mitfahrgelegenheiten zu suchen.
Die beiden ADAC-Sprecherinnen betonen zugleich, dass sowohl Fahrerin oder Fahrer als auch Mitreisende die Pendlerpauschale in Anspruch nehmen können. Der Automobilclub gebe mit Blick auf die Kfz-Haftpflichtversicherung, die für Schäden der Insassen aufkomme, aber nicht des oder der Versicherten, weitere rechtliche Tipps – beispielsweise für eine Erklärung zur Haftungsbeschränkung.