Wie können Kultur und Kunst Menschen erreichen, die visuell eingeschränkt sind oder Museen nicht selbst besuchen können? Diese Frage stellen sich der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg sowie das Inklusionsbüro Grauwert. Ihre Antwort: Das Konzept „Bei Anruf Kultur“. Per Telefon kann dabei an Führungen in Museen in ganz Deutschland teilgenommen werden. Das Angebot ist kostenlos.
Auch das Sprengel Museum nimmt daran teil. Dörte Wiegand, Mitarbeiterin des Museums, gibt die inklusive Führung durch die Ausstellung „Elementarteile“. Dabei beschreibt sie Bilder von Franz Marc, Kurt Schwitters oder Niki de Saint Phalle, porträtiert die Künstler und Künstlerinnen und beantwortet Fragen.
So beschreibt sie die Nana-Plastik „Gwendolyn“ von Saint Phalle unter anderem als „überlebensgroße, ausladende Figur im Zentrum des Raumes“, die durch ihre „intensive Farbigkeit und großen Wölbungen“ sowie den proportional sehr kleinen Kopf und schmalen Fuß auffalle.
Für die Führungen können sich bis zu zwölf Personen anmelden, entweder per Mail oder per Telefon. Daraufhin bekommen sie eine spezielle Telefonnummer sowie Informationen zum Ablauf. Über die Nummer kommen sie zunächst in ein Gruppentelefonat. Für die Führung durch das Sprengel Museum haben sich dieses Mal neun Kunstinteressierte angemeldet. Kurz wird der Ablauf erklärt, dann werden alle Telefone bis auf das von Dörte Wiegand stumm gestellt, und die einstündige Führung beginnt. In einer Pause und am Ende können Fragen gestellt werden.
Schnell zeigt sich: Kunst nur beschrieben zu bekommen, sie aber nicht selbst zu sehen, ermöglicht eine ganz andere Herangehensweise an Kultur. Schließlich wird eine ganz andere sinnliche Palette angesprochen als beim Sehen. Da unterschiedliche Einrichtungen aus ganz Deutschland mitmachen, kann man auch weit entfernte Ausstellungen erleben.
Die nächste Führung aus dem Sprengel Museum findet am 12. März um 18.30 Uhr statt – zum Thema „Pablo Picasso I Max Beckmann. Mensch – Mythos – Welt“.
www.beianrufkultur.de