„Störungen auf einzelnen Strecken können sich in dem engmaschigen, vertakteten System der Bahn unmittelbar und wie ein Dominoeffekt auf das gesamte Netz übertragen“, sagt sie. Gerade in Niedersachsen und damit auch im Bereich der S-Bahn Hannover habe das Unternehmen im vergangenen Jahr viel gebaut, um die Schieneninfrastruktur zu verbessern.
Diese Projekte laufen auch im Jahr 2024 und darüber hinaus weiter. Regions-Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz sagt deshalb: „Das Schienennetz in Deutschland wurde 30 Jahre lang vernachlässigt und ist in einem desaströsen Zustand.“ Es werde einige Jahre dauern, bis diese Versäumnisse aufgeholt sein werden. Er gehe deshalb auch in den nächsten Jahren von einer großen Störungsanfälligkeit des Netzes aus und rechne mit Einschränkungen wegen geplanter Baustellen, aber auch wegen ungeplanter Störungen, teilt Franz mit. Aktuell gibt es vor allem Behinderungen durch eine Baustelle zwischen Barsinghausen und Egestorf, deren Arbeiten schon längst beendet sein sollten. Denn eigentlich sollen Arbeiter die dortigen Gleise erneuern – vom 18. November bis zum 4. Dezember. Doch es gab und gibt immer neue Verzögerungen. Inzwischen steht fest: Die Bauarbeiten werden sich weit in dieses Jahr ziehen. Angesichts der prognostizierten jahrelangen Einschränkungen wegen Baustellen, Störungen und Anfälligkeiten des Netzes stehe die Region in Kontakt mit Transdev und DB InfraGO, um die Koordination der beiden zu verbessern, so Verkehrsdezernent Franz.
Gerade die unvorhergesehenen Einschränkungen bei Bauarbeiten oder Ausfälle wegen maroder Anlagen stellen den S-Bahn-Betreiber Transdev vor große Probleme, zumal aus Sicht des Unternehmens die Kommunikation zu oft schleppend oder verspätet verläuft. „Zwar hat sich der Austausch mit den entsprechenden DB InfraGO-Ansprechpartnern auf Arbeitsebene verbessert“, sagt Birgit Krämer, Sprecherin der S-Bahn Hannover. „Jedoch ist die Kommunikation innerhalb des DB-Konzerns nicht ausreichend.“ Das wirke sich dann wiederum bis in die Arbeitsebene aus, sodass die S-Bahn Hannover relevante Informationen erst zu spät erhalte. Immerhin: Am 21. Dezember gab es einen Austausch zwischen den Beteiligten von Transdev und DB, zu dem die Region Hannover eingeladen hatte – und wo Vertreter der Deutschen Bahn die öffentliche Entschuldigung für die Störungen und Pannen angekündigt hatten. Für Februar planen unter anderem die S-Bahn, die DB, Region Hannover und Landesnahverkehrsgesellschaft einen Runden Tisch. „Die Region legt Wert darauf, dass die Kommunikation für Fahrgäste transparenter und klarer wird“, sagt der Verkehrsdezernent.
Die größten Störungen im Herbst 2023 im ÜberblickDer Oktober startet damit, dass zwischen Paderborn und Emmerthal zwar ein Ersatzfahrplan gilt, dieser aber innerhalb des Bahnkonzerns nicht ausreichend kommuniziert wird. In der Folge fallen mehrere Züge aus. Erst am 4. Oktober läuft der Betrieb wieder planmäßig.3. Oktober: Ein Zug beschädigt die Isolatoren an der Oberleitung der S-Bahn-Linie 4 zwischen Barnten und Emmerke, deshalb muss die Strecke stromlos bleiben. Die Reisenden aus dem betroffenen Zug werden evakuiert, die Waggons anschließend abgeschleppt. Wegen der stundenlangen Reparatur fallen mehrere S-Bahnen aus.8. Oktober: Bei Bauarbeiten, die die Bahn-Tochter DB Netz (heute: InfraGO) am S-Bahn-Haltepunkt Ronnenberg durchführt, durchtrennen Arbeiter mehrere Kabel. Das hat gravierende Folgen: Bis Freitag, 13. Oktober, gilt eine Sperrung auf der am stärksten befahrenen Strecke, alle Züge zwischen Weetzen und Hannover fallen aus.6. November: Die Fehlleitung eines Güterzuges durch die DB Netz (heute: InfraGO) bei Weetzen führt zu massiven und stundenlangen Auswirkungen auf die S-Bahn-Linien S1, S2, S5 und S2111. November: Im Stellwerk an der Hainholzer Abstellanlage fehlt von 20 bis 6 Uhr das Personal, deshalb kann die S-Bahn Hannover die Züge nicht wie geplant abstellen, sondern muss kurzfristig neue Stellmöglichkeiten suchen.29. November: Eine fünfstündige Komplettsperrung am Hauptbahnhof Hannover – nach einem Oberleitungsausfall bei Lehrte – führt zu einem weiträumigen Rückstau auf allen Strecken, weil kein Zug den Knotenpunkt anfahren kann. Die Nachwirkungen halten bis zum nächsten Tag an. Als Ursache nennt die Bahn Schnee und Eis.5. Dezember: Eigentlich sollen Arbeiter die Gleise zwischen Barsinghausen und Egestorf erneuern – vom 18. November bis 4. Dezember. Doch die Baustelle versinkt im Wasser, hinzu kommen immer weitere Verzögerungen. DB Netz (heute: InfraGO) informiert darüber Transdev, das Unternehmen muss immer wieder nachsteuern: Am 28. November kommt die Information, dass die Arbeiten am 22. Dezember enden, am 15. Dezember folgt eine weitere Verlängerung – ohne ein genaues Ende der Baustelle zu benennen. Inzwischen steht fest: Die Bauarbeiten ziehen sich bis weit ins neue Jahr.4. bis 12. Dezember: Immer wieder sperrt DB Netz (heute: InfraGO) die Strecke zwischen Wunstorf und Neustadt am Rübenberge kurzfristig und komplett. Allerdings war eine Vollsperrung bei der ursprünglichen Planung gar nicht vorgesehen.11. bis 14. Dezember: Das Stellwerk Waldhausen ist gestört – die Auswirkungen mit massiven Ausfällen und Verspätungen auf das S-Bahn-Netz sind gravierend.