Rund 200.000 Objekte aus dem Museum August Kestner (MAK) wechseln bei dem logistischen Großunternehmen den Standort, von der Münze bis zum Grabrelief. Insgesamt geht es um sieben Regalkilometer mit Exponaten. „Die Strecke entspricht ungefähr der Entfernung vom Museum bis zum Sammlungszentrum“, sagt Museumsmitarbeiterin Anne Viola Siebert. Dazu kommen dann noch 30.000 Bücher. Die Bibliothek und die Büros der Beschäftigten werden bereits in diesem Sommer an die Vahrenwalder Straße verlagert.
„Der Umzug beschäftigt uns derzeit sehr“, sagt Anne Gemeinhardt. Doch die neue Museumsdirektorin treibt auch die Frage nach dem Profil des Hauses um. Im Jahr 2023 verzeichnete das MAK die überschaubare Zahl von 23.000 Besucherinnen und Besuchern; etwa so viele wie vor Corona.
Anne Gemeinhardt hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Haus stärker für die Stadtgesellschaft zu öffnen. „Wir beschäftigen uns intensiv mit der Zukunftsfähigkeit des Museums“, sagt sie. „Es geht darum, wie wir unsere Schätze für Menschen des 21. Jahrhunderts zum Sprechen bringen können.“
Das MAK gilt vielen als der Gemischtwarenladen unter Hannovers Museen: Von antiken Kunstschätzen bis zu modernen Designobjekten hat es vieles im Angebot, doch oft erreicht es vor allem eng umrissene Liebhaberkreise. Immerhin hat das neue Format „Liedstunden“ sich als Publikumsmagnet erwiesen. In der Veranstaltungsreihe tritt am 16. März Mezzosopranistin Susan Jebrini im MAK auf, weitere Konzerte sind geplant.
Die auf zwei Jahre angelegte Sanierung des MAK soll 2026 beginnen. Danach will das Museumsteam ein neues Konzept für die Dauerausstellung präsentieren. „Schon in diesem Jahr werden wir das Foyer umgestalten“, sagt Gemeinhardt. Welchen Kurs das Haus unter ihrer Ägide einschlägt, wird man dann erkennen können.
Für das laufende Jahr plant das MAK drei Sonderausstellungen, die seine ganze Vielfalt spiegeln. Am 28. Februar eröffnet „Starker Stoff für bunte Bilder“. Die Schau präsentiert ägyptische Textilien aus der spätantik-koptischen und der frühislamischen Epoche, also aus der Zeit vom 3. bis zum 15. Jahrhundert.
„Unumstrittenes Highlight ist eine fast komplette Tunika eines Kindes“, sagt Christian E. Loeben, der Ägyptologe des MAK. Die Stücke aus der Sammlung des Hauses wurden jüngst eingehend erforscht und teils restauriert.
Um Krüge, Töpfe und Trinkgefäße geht es dann vom 18. April an. Die Ausstellung „Bartmann, Bier und Tafelzier“ widmet sich dem Steinzeug in der niederländischen Malerei. In Gemälden von Künstlern wie Pieter Bruegel d. Ä. tauchen immer wieder Gefäße aus Ton auf. Diese waren praktisch die Tupperware der frühen Neuzeit. „In zeitgenössischen Gemälden sieht man sie ständig“, sagt Kuratorin Mirjam Brandt. Die Ausstellung, übernommen vom Töpfereimuseum im belgischen Raeren, stellt Rheinisches Steinzeug den Reproduktionen von etwa 80 Gemälden gegenüber. Dabei ergründet sie auch Handelswege sowie technische und wirtschaftliche Entwicklungen jener Zeit.
In der Ausstellung „Städtetrip“ präsentiert Numismatikerin Simone Vogt dann vom 19. September an Münzen mit europäischen Stadtansichten. „Wir haben dazu eine herausragende Sammlung extrem seltener Medaillen“, sagt die Kuratorin.Verschiedene Städte nutzten Münzbilder über die Jahrhunderte zur Imagepflege. Und heute helfen sie, den Ruhm des MAK zu mehren.