Die Millionentransaktion der Großimmobilie auf dem für die Stadtentwicklung wichtigen Grundstück lief unbemerkt von der Öffentlichkeit. Käufer ist eine anonyme Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie heißt AT2 und gehört zu einem Firmengeflecht, in dem offenbar Immobilien und Grundstücke geparkt werden. Nach Informationen dieser Redaktion soll der Verkauf im September erfolgt sein. Der Geschäftsführer von AT2, Alexander Hix, spricht vom Sommer, was kein Widerspruch sein muss.
Der Verkauf ist deshalb von Bedeutung, weil sich der städtische Baudezernent Thomas Vielhaber (SPD) und die österreichische Signa-Real-Estate zuvor über die Entwicklung der Immobilie bereits weitgehend einig waren. Auf dem Grundstück, das den Übergang der südlichen Innenstadt zur Altstadt markiert, sollte statt des brachialen Großbaus aus den Siebzigerjahren eine kleinteiligere Mischimmobilie entstehen mit Ladengeschäften im Sockel und darüber Büros, Wohnungen und Dienstleistungsflächen.
Bei den Gesprächen sei „der Verkauf der Immobilie aber kein Thema“ gewesen, heißt es etwas verschnupft aus dem Baudezernat. Sprecherin Janine Herrmann bestätigt auf Nachfrage, dass der Erwerber nicht mal im Vorfeld Erkundigungen bei der Stadt zur Verwertbarkeit des Grundstücks eingeholt hat. Das gilt in Immobilienkreisen eigentlich als üblich, bevor man Millionen auf den Tisch blättert. Immerhin habe es jetzt telefonischen Kontakt gegeben, sagt Herrmann, und: „Weitere Gespräche sind zeitnah geplant.“
Das Büro des Insolvenzverwalters der Signa-Holding, des Wiener Anwalts Christof Stapf, teilte mit: „Mehrere historische Geschäftsfälle werden überprüft.“ Dabei geht es darum, ob vor der Insolvenz schnell noch Vermögenswerte zum Beispiel in Form von Grundstücken beiseite- geschafft oder in fremden Gesellschaften gesichert wurden, um sie vor dem Zugriff von Gläubigern zu parken.
Es kursiert allerdings auch eine andere mögliche Erklärung für den Verkauf. Demnach hat eine reiche Familie dem Signa-Gründer René Benko vor seiner Pleite noch mit höheren Geldsummen unterstützt, dafür aber Sicherheiten gefordert – und dafür das fraglos wertvolle Grundstück am Rande der Altstadt angeboten bekommen. Die Darstellung lässt sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Der Bodenrichtwert beträgt dort laut Bodenrichtwertkarte zwischen 4800 und 10.500 Euro pro Quadratmeter. Das Grundstück ist gut 5000 Quadratmeter groß – der Wert allein des Grundstücks liegt also deutlich über 25 Millionen Euro, mindestens. Allerdings muss man, um einen realistischen Wert zu erhalten, die mehrere Millionen Euro teuren Abrisskosten gegenrechnen. Die Immobilie mit den historischen Horten-Kacheln wurde 1975 errichtet. Sie ist zwar technisch weitgehend intakt, lässt sich aber nach Brancheneinschätzung ausschließlich als Kaufhaus nutzen – und daran besteht derzeit wenig Bedarf in deutschen Großstädten.
Hannover hat derzeit das leerstehende Karstadt-Haus am Schillerdenkmal, wo der Eigentümer kein Entwicklungsinteresse zeigt, und die Kaufhof-Immobilie am Hauptbahnhof. Sie gilt zwar als einer der besten Galeria-Standorte in Norddeutschland. Fachleute rechnen aber damit, dass mittelfristig nicht mehr alle Flächen bespielt werden.
Aus dem jetzt verkauften Altstadt-Galeriahaus ist Kaufhof vor genau einem Jahr ausgezogen. Seitdem betreibt die Stadt mit Partnern darin eine Kreativnutzung, im Obergeschoss läuft die Banksy-Showausstellung. Beides endet im Februar. Im Baudezernat der Stadt heißt es dazu, es sei „wichtig, dass dieses für die Stadtenwticklung relevante Areal weiterhin sinnvoll genutzt wird“.