Am 13. Oktober 2023 implantierte der Leiter des Hannover Herzrhythmus-Centrums an der Klinik für Kardiologie und Angiologie, Prof. David Duncker, einem Patienten den ersten „Aurora“-Defibrillator. Eine Woche später folgte die zweite Operation dieser Art.
Der zweite Patient war der 37-jährige Bastian K. aus Hannover. „Im Mai bemerkte ich, dass ich beim Gehen sehr kurzatmig wurde“, berichtete Bastian K., als die MHH über die ersten erfolgreichen Eingriffe informierte. Die Pumpleistung seines Herzens lag zu diesem Zeitpunkt nur noch bei 10 Prozent. Jede Bewegung strengte ihn an. „Nach 100 Metern zu Fuß war ich völlig erschöpft“, erinnert er sich.
Um sich vor einem plötzlichen Herztod zu schützen, hatte Bastian K. eine Defibrillatorweste, die unter der Kleidung direkt auf der Haut getragen wird und bei Bedarf einen Elektroschock abgibt. Als das Thema Implantation konkret wurde, entschied er sich für das neuartige Gerät „Aurora“. Die Implantation verlief problemlos, bereits einen Tag nach der Operation konnte K. die MHH wieder verlassen. „Aurora“ kann rund zehn Jahre im Körper bleiben, dann ist die Batterie leer, und der Defibrillator muss ausgetauscht werden.
Herkömmliche Defibrillatoren sind so implantiert, dass von dem Gerät unterhalb des Schlüsselbeins eine drahtförmige Elektrode über eine größere Vene bis ins Herzinnere geführt und dort fest platziert wird. Tritt eine Herzrhythmusstörung auf, gibt der Defibrillator entweder mehrere schwache Stimulationsimpulse oder einen Elektroschock ab und bringt den Herzschlag wieder in den richtigen Rhythmus. „Das System ist gut etabliert, die Indikationen sind klar und die Technologie ist weit entwickelt“, sagt Kardiologe Prof. Duncker. Dennoch gebe es Schwachstellen. „Die Elektrode kann beispielsweise im Laufe der Zeit brechen, zu Infektionen führen oder bei der Implantation zu Verletzungen der Lunge führen.“
Um diese Nachteile zu beseitigen, wurden vor einigen Jahren Defibrillatoren entwickelt, bei denen die Elektrode unter der Haut auf dem Brustbein liegt. Da die Elektrode bei diesen Geräten aber keinen direkten Kontakt zum Herzen hat, werden Herzrhythmusstörungen anders erkannt. Außerdem fehlt den Geräten eine Schrittmacherfunktion, die bei zu langsamem Herzschlag nötig sein kann.
„Aurora“ vereint nach Ansicht der MHH-Experten die Stärken dieser zwei bislang verwendeten Systeme. Das Gerät, Kosten pro Stück mehr als 5000 Euro, wird außerhalb des Herzens und der Venen implantiert. Die Kardiologen platzieren die Elektrode unter dem Brustbein. So liegt die Elektrode auf dem Herzen.
Durch den direkten Kontakt kann das Gerät Herzrhythmusstörungen besser erkennen und entsprechend darauf reagieren. Bei einem zu schnellen oder bei unregelmäßigem Herzschlag sendet es zunächst kleine elektrische Signale in schneller Folge aus, um die Herzfrequenz zu korrigieren. Nur wenn die Störungen anhalten, gibt das Gerät einen Elektroschock ab. Darüber hinaus hat „Aurora“ eine Schrittmacherfunktion, um das Herz bei zu langsamem oder pausierendem Herzschlag zu stimulieren.