Wikipedia: Queer ist eine Sammelbezeichnung für sexuelle Orientierungen, die nicht heterosexuell sind, sowie Geschlechtsidentitäten, die nichtbinär (etwa drittes Geschlecht) sind oder nicht cisgender, also nicht dem nach der Geburt zugewiesenen Geschlecht entsprechen.
Die queere Community, ihr Zeichen ist der Regenbogen. Florian Kusche gehört dazu, er lebt offen schwul. Dass ihn Männer anziehen, merkte er schon früh während seiner Jugend in Sarstedt, südlich von Hannover: „Wenn du im Freibad nicht Mädchen, sondern Jungs hinterherschaust, weißt du, dass du anders bist.“ Nach einer Lehre und einigen Jahren im Lebensmittelhandel machte er eine Ausbildung zum Versicherungsfachmann. Zu dem Zeitpunkt wohnte er schon längst in Hannover. „In der Stadt lässt es sich als homosexueller Mensch immer noch leichter leben als auf dem Land“, sagt er. Die Community sei größer, es gebe Treffpunkte, Beratungsangebote, eine höhere Akzeptanz. Ebenfalls früh begann er sich für eine bunte Gemeinschaft und gegen Vorurteile zu engagieren, aktuell ist er stellvertretender Vereinsvorsitzender von „Gaymeinsam für Hannover“. Aber auch in der Großstadt erfährt er als schwuler Mann queerfeindliche Gewalt. Drei Angriffen war Florian Kusche allein im vergangenen Jahr ausgesetzt – verbal wie auch körperlich. Seinem Engagement kann das nichts anhaben. Er will Fortschritte, und wenn es kleine sind. „Schweigen ist nicht die Lösung“, sagt er, „wenn wir es jetzt nicht angehen, machen wir es der nachfolgenden Generation schwerer.“
Und warum nun die Johanniter? Der Kontakt zur Hilfsorganisation kam über Michael Homann, Dienststellenleiter des Ortsverbandes Hannover-Wasserturm zustande. Er fragte Florian Kusche, ob er sich die Aufgabe des Queer-Beauftragten für die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) vorstellen könnte. Konnte er. Schließlich sei die Organisation mit rund 1300 hauptamtlich Mitarbeitenden und etwa 3000 ehrenamtlich Helfenden wie jeder größere Verein und jedes Unternehmen ein Sammelbecken sehr verschiedener Individuen. „Zwischen 11 und 13 Prozent aller Menschen identifizieren sich als nicht heterosexuell“, sagt er, da könne man sich den Anteil in der Organisation schnell ausrechnen. Als Queer-Beauftragter möchte er beraten und sowohl für queere Menschen bei der JUH, als auch ihre Kolleg*innen oder die Vorgesetzten da sein. Rettungsdienst, Pflege, Kindertagesstätten und Wohnheime für Geflüchtete, die Johanniter sind in vielen Bereichen als Dienstleister aktiv und begegnen dabei vielen Menschen. Florian Kusche sagt: „Wenn ich helfen kann, dann möchte ich das gerne tun.“ Wohlwissend allerdings, dass er längst nicht alle Fragen wird beantworten können. „Ich repräsentiere eine sehr vielfältige Gruppe und maße es mir zum Beispiel nicht an, für trans Personen zu sprechen“, sagt er. Die Lösung ist Teamwork. „Ich habe um mich herum viele tolle Menschen“, sagt Florian Kusche, „mit ihnen kann ich mich jederzeit beraten und abstimmen.“