„Wir waren im Eis festgefroren, jetzt taut das wieder auf“, sagt Christoph van Hal alias Flint bei einem Kaffee vor dem Teestübchen auf dem Ballhofplatz. Die Sonne scheint. Wespen brummen in spätsommerlicher Wärme. Neustart. „Als Künstler haben wir uns doch alle so gefühlt.“ Aber nicht alle Künstler vermitteln dieses optimistische Gefühl so sehr wie er und Barbara Milou.
„Wir sind total positiv“, sagt van Hal. Zu jammern sei doch einfach. „Aber wie lange wir brauchen, bis wir einen guten, positiven Text haben, der – zumindest in meinen Augen – nicht kitschig ist, das dauert.“ Die zwölf Lieder auf „Zwischen Gold, Grün & Pink“ entstanden seit 2019. Der etablierte Chansonpop wird nochmals erweitert, diesmal durch Einflüsse aus Gospel, a cappella und Balkanbeat. „Wir können inzwischen machen, was wir wollen, wir haben uns freigespielt“, sagt van Hal selbstbewusst.
Vor elf Jahren lernten die beiden sich in der Hamburger Fußgängerzone kennen, wo sie als Straßenmusikerin unterwegs war. Er kam aus Hannovers Indieszene, hatte die Bläsersektion von Wir sind Helden geleitet und mit Bands wie Tanner zumindest lokal Erfolge gefeiert. Er fragte sie, ob man nicht etwas zusammen machen wolle. Sie wollte und zog nach Hannover.
Mehr als 400 Konzerte haben sie inzwischen gespielt, hatten Auftritte im ZDF-„Morgenmagazin“ und bei „Inas Nacht“; aktuell hat die „NDR-Nordtour“ angefragt. Milou & Flint besetzen eine Nische zwischen Pop und Poesie, sind auf Konzertbühnen ebenso zu Hause wie in Kleinkunsttheatern. Wenn die beiden vielseitig Begabten (live ist noch Joel Milky am Kontrabass dabei) zu einem Instrumentarium greifen, mit dem man auch ein kleines Orchester ausstatten könnte, spricht das auch Menschen an, die sich sonst nur von Artisten beeindrucken lassen.
„Wir sind nicht der heiße Scheiß, aber was wir machen, können wir auch noch in zehn Jahren machen“, sagt van Hal. „Ein guter Song ist ein guter Song.“ Auf dem neuen Album sind sie in ihren sprachlichen Bildern mal wieder zu Lande, zu Wasser und in der Luft unterwegs. Sie singen vorwiegend (hoch-)deutsch, aber auch auf Platt („To Huus“) und Französisch („Je pense à toi“). Es sind Lieder, in die man sich fallen lassen kann, auch wenn sie mal nicht „Freier Fall“ oder „Schwerelos“ heißen. Musik als Vertrauenssache und Ausflucht ins Glück.
Und als analoger Gegenentwurf zu einer digitalen Welt. Wenn sie in „Scheinwerferlicht“ singen: „Wir machen nur Fotos von guten Tagen“, dann meint das nicht die verzweifelte Geltungssucht von Social Media. Es blendet die schlechten Tage auch nicht aus; die gibt es im Subtext. „Wir haben auch schlechte Tage“, sagt van Hal. „Aber am Ende steigst du in die Kiste und willst mit deiner Musik eine gute Zeit gehabt haben.“„Sorgen ertrinken nicht in Alkohol“, hat Schauspieler Heinz Rühmann einmal gesagt. „Sie können schwimmen.“ Aber auch die Art von Glück, das Milou & Flint verströmen, hält sich über Wasser – bei jedem Seegang.
„Zwischen Gold, Grün & Pink“ (That Sunday Recordings) ist bereits im Handel erschienen. Am Sonnabend, 16. September, stellen Milou & Flint es ab 20 Uhr im Kulturzentrum Pavillon vor, mit Gastmusikern wie Jens Eckhoff (Wir sind Helden) und Emre Akca (Tanner). Es gibt noch Restkarten für 19,60 bis 23,80 Euro.