Fünf Jahre lang hat Knorn in Hannover Modedesign studiert, vor allem in den letzten Monaten vor der Abgabe seiner Bachelorarbeit hat er in dieser Werkstatt viel Zeit verbracht. „Ich bin um 8 Uhr zur Hochschule losgefahren und war um 9 Uhr abends wieder zu Hause. Und das jeden Tag“, erzählt der Absolvent.
Dabei war es lange Zeit gar keine Option für Knorn, Modedesign zu studieren. Der 26-Jährige wuchs in einem kleinen Dorf zwischen Göttingen und Kassel auf. „Dort klang Modedesign immer nach Großstadt – und nach ganz weit weg.“ Deshalb habe er zunächst Wirtschaftswissenschaften studiert. „Aber als ich nach einem Jahr immer noch unglücklich damit war, beschloss ich, es zu wagen.“ Denn Mode sei seit seiner Kindheit ein Hobby gewesen. „Das lief immer so nebenher und über die Zeit ist mein Interesse daran gewachsen.“ Seine Großmutter war Schneiderin, saß viel mit ihrem Enkel an der Nähmaschine. Dadurch wusste er schon früh, wie ein Kleidungsstück entsteht.Dass das die richtige Entscheidung war, beweist sein Erfolg. Einmal im Jahr wird während der Berliner Fashion Week der „Neo.Fashion Award“ in den drei Kategorien Nachhaltigkeit, Craftsmanship und Design an die besten Studierenden des Landes vergeben. Knorn gehörte zu den zwölf angehenden Designerinnen und Designern im FinaleEin Preis für Nachhaltigkeit in der Mode – geht das überhaupt? „Eigentlich nicht“, sagt er, „man kann nur versuchen, bewusster mit Kleidung umzugehen und diese mehr wertzuschätzen.“ Das große Problem sieht der 26-Jährige im übermäßigen Konsum. „Es wird zu oft nach Trends eingekauft, die nicht länger als ein Jahr anhalten. Die Kleidung landet danach im Müll.“ Knorn entscheide sich deshalb für Designs, die alltagstauglich sind. „Viele in der Branche entwerfen Outfits, die nur bei Fotoshootings cool aussehen, aber eigentlich gar nicht tragbar sind.“
Es sei auch eine Frage des Preises: „Nachhaltig produzierte Mode ist oft ein Privileg, weil sie zu teuer ist.“ Die Lösung sieht er in minimalistischen Designs und langlebigen Stoffen, die mehrere Jahrzehnte lang getragen werden können. Dieses Konzept überzeugt auch die Jury des „Neo.Fashion Awards“ – Knorn bekommt dafür eine moderne Nähmaschine, eines der Jury-Mitglieder wird ihn als Mentor auf seinem weiteren Weg betreuen.
Inspiration für Knorns Designs ist sein Lieblingsfilm: „Shining“ von Regisseur Stanley Kubrick, ein bekannter Horrorfilm mit Jack Nicholson aus dem Jahr 1980. „Ich kenne den Film inzwischen auswendig und wollte schon mein ganzes Studium damit arbeiten.“ Immer wieder greift er Farben, Muster und Themen des Films auf. Aber immer im Fokus: minimalistische Schnitte.„Ich habe mir die Frage gestellt, was ein Kleidungsstück überhaupt braucht, damit es tragbar ist. Und das ist gar nicht so viel“, erzählt Knorn. Der Schnitt der Kleider bleibe größtenteils quadratisch und lasse viel Spielraum zum Ankleiden und Kombinieren – sodass potenzielle Träger auch nach Jahrzehnten noch Spaß an der Kleidung haben und Neues an ihr ausprobieren und entdecken können. Knorn treibt das Prinzip auf die Spitze, „kleidet“ sogar Möbelstücke ein. So wird beispielsweise das Hemd zur Tischdecke, ein Mantel kann auch Sofadecke sein.
Mit diesem ironischen Augenzwinkern beeindruckt Knorn auch seine Professoren an der Hochschule Hannover. „Er hat seine Entwürfe auf dem Weg zu einer eigenständigen Formensprache bis zum Schluss ausgereizt. Für den ,Neo.Fashion-Award’ werden sonst eher Masterarbeiten berücksichtigt“, lobt Professor Johannes Assig, der den 26-Jährigen bei seinem Bachelor-Projekt unterstützt hat.