Aber möglicherweise werden die Solarpaneele bald schon erneuert. Immerhin wurde im Pavillon vor Kurzem ein „Green Team“ gegründet, das sich damit beschäftigt, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, der mit den vielfältigen Aktivitäten des Kulturzentrums verbunden ist. Einen Klimabeauftragten hat der Pavillon auch: Seit etwa einem Jahr kümmert sich Kolja Schwab darum, dass im Veranstaltungszentrum möglichst klimaschonend agiert wird. „NO ART ON A DEAD PLANET“ steht auf seinem T-Shirt. In Großbuchstaben.
Dass der Pavillon einen Klimaschutzbeauftragten hat, hängt auch mit einer besonderen Förderung zusammen. Das Kulturzentrum gehört zu den 25 Projekten, die von der Nachhaltigkeitsinitiative der Kulturstiftung des Bundes, dem Fonds Zero, gefördert werden. Mit dem „Fonds Zero“ will die Stiftung Kultureinrichtungen unterstützen, klimaneutrale Produktionsformen und neue Ästhetiken mit geringstmöglicher Klimawirkung zu erproben. Mehr als 3 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. Gefördert werden etwa das „Studio für klimaneutrale Theaterpraxis“ an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin, das Pina Bausch Zentrum in Wuppertal sowie Projekte an der Oper Leipzig und am Staatstheater Braunschweig. Im Pavillon fördert die Kulturstiftung des Bundes die Konzertreihe „Act now“, die weitgehend klimaneutral sein soll.
Durch die Förderung sollen Kultureinrichtungen dabei unterstützt werden, klimaneutrale Produktionsformen zu erproben. Ein erster Schritt auf dem Weg zu einem klimafreundlicheren Kulturbetrieb ist die Erstellung von Klimabilanzen. Im Pavillon hat man sich für die Analyse das Jahr 2019 vorgenommen. Das war noch weitgehend ungetrübt von Schließungen anlässlich der Corona-Pandemie.
Dabei ist herausgekommen, dass das Kulturzentrum im normalen Betrieb (das heißt: bei etwa 1000 Veranstaltungen im Jahr) etwas mehr als 202 Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre entlässt. Die An- und Abreise des Publikums fällt dabei deutlich ins Gewicht. Obgleich ein Großteil des Publikums zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Veranstaltungen kommt, geht knapp die Hälfte (genau: 47,6 Prozent) der Kohlendioxidemissionen auf das Konto der Publikumsmobilität.
Wie soll man damit umgehen? „Natürlich freuen wir uns über Besucherinnen und Besucher – auch wenn sie mit dem Auto kommen“, sagt Kolja Schwab. Dass das Kulturzentrum Kompensationszahlungen für Gäste zahlt, die mit dem Verbrenner anreisen, dürfte keine Lösung sein. Denn die Kulturstiftung des Bundes hat in ihren Förderbedingungen festgelegt, dass die anfallenden Klimawirkungen nur wenig durch Kompensationszahlungen ausgeglichen werden dürfen. Die Ausgaben für Kompensationsmaßnahmen dürfen höchstens ein Prozent der Projektgesamtkosten betragen. Kolja Schwab hofft, dass die Verkehrswende zügig umgesetzt wird – wenn es fürs Publikum nicht mehr sinnvoll ist, mit dem eigenen Pkw anzureisen, würde sich die Klimabilanz des Veranstaltungszentrums automatisch verbessern.
Wie man es schaffen kann, schöne Konzerte mit geringer Klimawirkung auf die Beine zu stellen, soll Anfang Oktober gezeigt werden. Am 6. Oktober beginnt im Pavillon eine Reihe mit dem Titel „Act now. Kultur aktiv fürs Klima“.
In der Reihe sind Konzerte, Diskussionsrunden und eine Ausstellung geplant. Dabei arbeitet das Team vom Pavillon eng mit Culture Declares Emergency zusammen, einer globalen Klimabewegung von Kunst- und Kulturschaffenden – in der unter anderem die Londoner Tate Gallery, Billie Eilish, Radiohead und die Abbey Road Studios engagiert sind.
In Hannover gibt es einen Ableger der Initiative. Der hat das Album „No Music on a Dead Planet“ herausgebracht. Darauf sind unter anderem Titel von Lea Wessel, The Hirsch Effekt, Ottolien, Musica Assoluta, Maybebop und dem Salon Herbert Royal zu hören. Wissenschaftlich wird das Festival auch von den Scientists for Future Hannover unterstützt.
Den Auftakt von „Act now“ im Pavillon macht die Elektropop-Band „Hundreds“ – und die hat sich vorgenommen, per Zug anzureisen. „Hundreds“-Sängerin Eva Milner sieht die Kultur in einer besonderen Verantwortung. Sie sagt: „Wir brauchen eine kulturelle Veränderung. Das kann Musik besser als jede Wissenschaft.“