Hannovers Hauptbahnhof feiert in diesem Jahr seinen 180. Geburtstag. Seit dem 22. Oktober 1843 fahren dort Züge. Anfangs steht bloß ein provisorischer Kopfbahnhof im einstigen Steinthorfeld vor den Toren der Stadt. Die Verbindung von und nach Lehrte ist die erste Strecke im Königreich. Ein Durchgangsbahnhof, wie er es noch heute ist, ersetzt den Bau 1847. Und nur 32 Jahre später folgt der Hauptbahnhof, wie wir ihn kennen: Am 22. Juni 1879 wird das Gebäude laut Bahn nach den Plänen des Architekten Hubert Stier eingeweiht.
■Noch vor der Fertigstellung des großen Hauptbahnhofs sorgt ein anderes Novum für Furore: die hochgelegten Gleise im Stadtgebiet. Das sogenannte Hannover-System ermöglicht es ab 1873/1874, die Züge und den normalen Straßenverkehr gleichzeitig störungsfrei fließen zu lassen. Kutschen und heutzutage Autos nutzen einfach Unterführungen wie beispielsweise den Posttunnel. Rasch kopieren andere Städte auf der Welt das Konzept. Noch heute findet sich das Hannover-System unter anderem in New York, Berlin und Tokio.
■Als Schnittpunkt der Nord-Süd- und Ost-West-Achse ist im Hauptbahnhof Hannover mit seinen sechs Bahnsteigen immer etwas los. Laut Bahn nutzen ihn täglich mehr als 260.000 Reisende und Besucher. Außerdem ist er Arbeitsort für rund 2000 Menschen. Das zusammen entspricht ziemlich genau der Einwohnerzahl von Gelsenkirchen. Auf den seit den Siebzigerjahren 14 Gleisen verkehren außerdem mehr als 750 Züge pro Tag. Dazu zählen S-Bahnen ins Umland, aber auch internationale Verbindungen ohne Umstieg etwa nach Amsterdam.
■Dem einen oder anderen im Hauptbahnhof Hannover ist es vermutlich schon aufgefallen: Mittendrin stimmt etwas nicht mit den Gleisnummern. Anfangs passt es zunächst mit 1, 2, 3 und 4. Doch dann geht es unvermittelt ab 7 weiter bis 12. Ein Rechenfehler? Keineswegs. Die Gleise 5 und 6 wurden nicht vergessen. Doch seit dem Umbau 1970 sind sie nicht mehr für Passagiere bestimmt. Vielmehr dienen sie für Durchfahrten von Güterzügen oder werden zum Rangieren genutzt.
■Vom Hauptbahnhof Hannover sind zahlreiche Fernziele erreichbar. Neben Klassikern wie Berlin, Stuttgart oder München rollen die Züge beispielsweise auch nach Amsterdam. Das weiteste Ziel lässt sich dagegen am besten im Schlaf erreichen: Der Nightjet bringt Reisende über Nacht ins 660 Kilometer Luftlinie entfernte Wien. Gut möglich allerdings, dass den Spitzenplatz bald eine andere Stadt einnimmt: Das tschechische Unternehmen Regiojet will ab 2024 von Hannover bis Kiew fahren – das wären mehr als 1450 Kilometer Luftlinie.
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