Nach Angaben des Nabu Niedersachsen erobern Biber zunehmend alte Lebensräume zurück. Mittlerweile leben mehr als 600 Tiere in 164 Revieren in der Region Hannover und Hildesheim. Die erste Sichtung gab es 2005 am Union-See bei Laatzen. Inzwischen sind es sogar sechs Reviere mit 22 Tieren im Pattenser Stadtgebiet, weitere 18 Reviere mit 67 Tieren in Laatzen. In der Landeshauptstadt selbst reichen die Reviere laut Nabu vom Süden bis etwa zum Landtag. Die unmittelbare City ist frei, doch ab dem Weddigenufer gibt es wieder Tiere.
Doch auch wenn die Altstadt eigentlich biberfrei ist: Erst im März lief frühmorgens ein Exemplar die Schmiedestraße entlang und begutachtete auch ein paar Hinterhöfe. Holger Machulla, Biberexperte aus Neustadt und Mitarbeiter beim Team Gewässerschutz der Region Hannover, teilte im Nachgang mit, dass der Biber sich verlaufen habe. Normalerweise entfernten die Nagetiere sich nicht vom heimischen Fließgewässer. Möglicherweise war der Erdbau in der Leine-Böschung durch das damalige Hochwasser geflutet oder das Jungtier war auf der Suche nach einem neuen Revier.
Da Leine und Nebengewässer inzwischen flächendeckend besetzt sind, gibt es vielerorts beispielsweise Bissspuren von Bibern an Baumstämmen. Bei Pattensen-Koldingen waren die Tiere in der Vergangenheit sogar so aktiv, dass sie mit ihren Dämmen regelmäßig Ackergrundstücke unter Wasser setzten. Am Ende half nur noch ein Gebietstausch: Die Region Hannover übernahm 2022 die knapp elf Hektar zwischen Fuchsbach und Mühlengraben, die Landwirte erhielten dafür neue Anbauflächen.
Und es wäre nicht das erste Mal in der Region, dass Biber einem Menschenprojekt einen Strich durch die Rechnung machen: Die Population an der Haller im Bereich Springe-Eldagsen verhindert den Neubau der Hallerbrücke. Denn in unmittelbarer Nähe der abgerissenen Querung befindet sich nun ein Biberdamm. Allerdings verzögert nicht nur das Nagetier das Bauvorhaben: Auch der Eigentümer der umliegenden Grundstücke stellt sich quer.