Wie die Stadt mitteilt, hat sie bereits einen Auftrag an ein Konsortium von drei Büros aus Berlin, Hamburg und Deventer (Niederlande) vergeben, das noch in diesem Jahr in dicht besiedelten Stadtteilen drei Modellquartiere identifizieren soll, in denen Hannovers erste Superblocks umgesetzt werden können.
Das Prinzip des Superblocks sieht vor, dass Autos diese Wohnquartiere nicht mehr durchqueren können. Die Verkehrsführung soll so organisiert werden, dass Kraftfahrzeuge auf den Hauptverkehrsstraßen verbleiben und gar nicht erst in den Block einfahren. „Es geht darum, mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität in den Quartieren zu schaffen, indem Flächen für Aufenthalt und Spiel statt zum Durchfahren genutzt werden. Superblocks können auch ein Beitrag zum Klimaschutz sein“, erklärt Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne).
Stadtbaurat Thomas Vielhaber (SPD) möchte „zunächst in ausgewählten Stadtbezirken schauen, welche Quartiere aufgrund ihrer spezifischen Strukturen geeignet sind, und diese dann der Politik zum Erproben vorschlagen“. Zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern sowie der Politik will er „Ideen entwickeln, sie austesten, Erfahrungen sammeln und ganz viel lernen“. Wichtig dabei sei, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnviertel mitmachen. Die Superblocks sollen zunächst auf Zeit erprobt und im Erfolgsfall dauerhaft eingeführt werden. In Barcelona hatte die Verwaltung die Anwohnerinnen und Anwohner zunächst nicht ausreichend bei den Planungen mit eingebunden – ein wesentlicher Grund für die großen Widerstände zu Beginn. Doch die Verantwortlichen lernten aus ihren Fehlern und setzen mittlerweile auf eine stärkere Beteiligung von Bürgern sowie des örtlichen Einzelhandels.
Hannovers Baudezernent Vielhaber ist sich sicher: „Gerade für ältere Menschen und Familien bietet das Konzept der Aufwertung des Wohnumfeldes große Chancen.“ Onay sieht darin zudem eine Möglichkeit, den Folgen des Klimawandels zu begegnen. „Wir müssen angesichts der Klimaerhitzung alle Möglichkeiten zur Veränderung und Anpassung ausschöpfen, damit Hannover für die Zukunft gut aufgestellt ist“, erklärt der Oberbürgermeister. Die Entsiegelung von Flächen könne die Folgen von Extremwetterereignissen abmildern.
Den Verkehr innerhalb der Superblocks will die Stadt beruhigen. In Barcelona dürfen Autos dort nur noch Tempo 10 fahren. Zufahrt haben nur Anwohner, Rettungsfahrzeuge, Busse sowie Lieferdienste. Auch mit Fahrrädern können die Blocks durchquert werden. Im Mittelpunkt steht jedoch der Fußverkehr. Die verkehrsberuhigten Bereiche werden von Kindern zum Spielen, für Erholung und mehr Nachbarschaft genutzt. Zahlreiche Bäume wurden gepflanzt oder zumindest Blumenkübel aufgestellt.
Die Stadt Barcelona hat jeweils vier bis neun Häuserblocks zu Superblocks zusammengeschlossen. Für die Umsetzung der ersten sechs davon gab sie 11 Millionen Euro aus. Für die Einrichtung von 21 weiteren Superblocks bis 2023 waren 37,8 Millionen Euro vorgesehen. Langfristig soll das Konzept dort im gesamten Stadtgebiet eingeführt werden. Vorgesehen sind 503 einzelne Blöcke. Das würde laut Planungen die Zahl der für den Durchgangsverkehr geöffneten Straßen um 61 Prozent reduzieren.