Ich schreibe Ihnen aus meinem Urlaub. Es ist quasi eine kollektive Postkarte. Die Postkarte an sich stirbt langsam aus. 2019, im letzten repräsentativen Jahr vor Corona, wurden nur noch 147 Millionen Korrespondenzkarten, wie man sie früher mal nannte, verschickt. Klingt viel, aber wenn man bedenkt, dass 1954 noch 920 Millionen Karten gesendet wurden, ist es wenig. Es ist ja nicht nur verlockend, per Smartphone Grüße in Echtzeit durch die Luft zu jagen, es können ja auch viel individuellere Bilder übermittelt werden. Allerdings glaube ich, dass wir zunehmend unsere Handschrift verlernen, weil wir alles nur noch in die Tastatur hacken. Inhaltlich bleibt alles beim Alten. „Das Wetter ist gut! Das Essen noch besser!“ Darauf reduzieren sich viele Karten. Ich mag ja auch schlechtes Wetter. Weil ich im Urlaub gerne lese. Und bei schlechtem Wetter liest es sich besonders gut. Allerdings esse ich bei miesem Wetter auch mehr. Meist habe ich Postkarten erst am letzten Tag geschrieben und war stets vor meinen Grüßen zuhause. Im Prinzip hätte ich die Karten mitnehmen können, um das Porto zu sparen. „Ich habe Dir aus dem Urlaub etwas mitgebracht!“ Und dann schauen Sie mal, wie schnell sich der Gesichtsausdruck ändert, wenn man dann die Postkarte rausholt, auf der etwas zum Wetter und zum Essen steht. So ist übrigens auch mit dieser kollektiven Karte - wenn Sie die Kolumne lesen, bin ich schon wieder zurück. Aber: Wetter war gut und das Essen noch besser!Matthias Brodowy