Die Stadt betont, dass sie auf dem Andreas-Hermes-Platz und dem benachbarten Weißekreuzplatz einen anderen Kurs fahre als auf dem Raschplatz. Das bedeutet: keine Dauerbespielung, sondern gezielte Angebote. „Es geht auf dem Andreas-Hermes-Platz und dem Weißekreuzplatz darum, Kreativräume und Orte für Begegnungen, Tanzen und Lesen zu schaffen“, sagt ein Stadtsprecher. Auf allen drei Plätzen sollen unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden. Man wolle Anstöße geben, den Raum anders zu erleben, heißt es.
Ein „kuratiertes Veranstaltungsprogramm“ will die Stadt auf dem Andreas-Hermes-Platz auf die Beine stellen und in Kürze einen sogenannten Pop-up-Lesegarten installieren. Möglicherweise zieht ab Sonnabend, 24. Juni, auch ein „theatrales Outdoorprojekt“ mehr Gäste an. Die Theaterwerkstatt Hannover will sich in ihrem Stück laut Ankündigung mit der „Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Platzes“ auseinandersetzen. Es gibt mehrere Termine für die Veranstaltung, einsehbar sind sie im Internet unter www.hannover.de.
Schon jetzt gibt es eine Art Tanzfläche auf dem Platz, die allerdings mehr einer ausgebreiteten Plastikplane ähnelt; jeden Montagabend sollen sich dort Tangotänzerinnen und -tänzer treffen. Dieses Angebot wird nach Angaben der Stadt auch gut besucht. Dass der Andreas-Hermes-Platz aber noch immer als ein Unort wahrgenommen wird, dürfte auch an dem weitläufigen, stillgelegten Brunnen liegen. Der ähnelt derzeit einer Trümmerwüste. Die Stadt hat angekündigt, den Brunnen im Winter abzureißen.
Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Gunda Pollok-Jabbi (SPD) wohnt seit vielen Jahren in unmittelbarer Nähe der bahnhofsnahen Plätze. „Das alles ist noch keine nachhaltige Lösung“, findet sie. Sie erinnert sich an Zeiten, als der Andreas-Hermes-Platz noch mit grünem Rasen bedeckt war. „Das war deutlich attraktiver“, sagt sie.
Ruhig geht es derzeit auch auf dem Weißekreuzplatz zu. Menschen sitzen in der Sonne, unterhalten sich, ein Mann mit hochrotem Gesicht liegt apathisch auf dem Rasen, neben ihm eine Schnapsflasche. „Das war schon mal schlimmer“, erinnert sich Pollok-Jabbi. Noch im vergangenen Jahr ärgerten sich Anwohner über johlende Trinkergruppen, die den Platz bevölkerten. „Jetzt scheinen Ordnungsdienst und Polizei sehr viel stärker durchzugreifen“, vermutet sie.
Die Stadt will den Weißekreuzplatz in Zonen aufteilen – für Spiel- und Sportangebote sowie Außengastronomie. Ab Juli soll ein Teil der Lister Meile, die am Platz entlang führt, für den Autoverkehr gesperrt werden, um mehr Raum für Freizeitaktivitäten zu gewinnen. Ende des Monats beginnt der Masala-Weltmarkt mit Verkaufsständen auf dem Platz. Ab 4. Juli startet ein Schwarmkunstprojekt auf dem Weißekreuzplatz: Unter Anleitung einer Künstlerin können alle Bürger an einer überdimensionalen Skulptur mitarbeiten. Wie sich das alles auf den Platz auswirkt, bleibt abzuwarten.