Mehr als 20 Teilnehmende, vornehmlich Frauen, beschäftigen sich hier intensiv mit dem Thema. Kurzfristig ist die Gruppe von vier angemeldeten Menschen auf diese große Anzahl angewachsen, sie sehen Ruhestätten, Urban Gardening, bepflanzte Fassaden, begehbare Mittelstreifen mit viel Blühkram und Grünzeug, stehen auf begrünten Dächern, von denen aus man in verdichtete Straßen sieht. Und sie enden dann dort am Königsworther Platz, wo die grüne Lunge des Georgengartens und der Herrenhäuser Gärten nur einen Katzensprung entfernt ist. Aber zu weit, um durchzuatmen.
Limberg erzählt am Schauspielhaus von Untersuchungen, die besagen, inwieweit sich die Zahl der Sommertage (bis 28 Grad), der Hitzetage (ab 30 Grad) und der Tropennächte (wenn die Temperatur nachts nicht unter 20 Grad fällt) in den Zeiträumen von 1961 bis 1990 und von 1991 bis 2020 bei uns verändert hat. Sie berichtet von einem Anstieg von 26 Sommertagen auf 36, von vier Hitzetagen auf 7,7, von 0,1 auf 1,1 Tropennächte im Schnitt. Eine Zuhörerin berichtigt sie umgehend: „Das waren viel mehr Tropennächte“, sagt diese, ein subjektiver Blickwinkel.
Was aber auch verdeutlicht, dass die Klimakrise körperlich registriert wird. „In jedem Fall müssen wir die Aufenthaltsqualität in unseren Städten verbessern“, sagt Limberg. Und dazu gebe es Maßnahmen, die jede und jeder Einzelne treffen könnte – wie Fassadenbegrünung, Dachbegrünung und der zumindest temporäre Verzicht auf unnötige Autofahrten.
Nicht dazu zählt die Verbauung von sogenannten Rigolen in der Prinzenstraße. Das müsse schon die Kommune organisieren. Unterirdische Rigolen können Regenwasser aufnehmen. Das funktioniere in der Prinzenstraße, da es keine U-Bahn und keine Leitungen unter diesem Gebiet gebe, sagt Limberg. Mit dem Wasser, das bei Regen- und auch Starkregenereignissen gewonnen werde, könne man die Stadtbäume wässern, von denen noch viel mehr gepflanzt werden müssten als geplant. „Wasser, das versickert, ist weg“, sagt die Ökostadt-Geschäftsführerin über das kostbare Nass.
Weiter geht es für die Gruppe Richtung Aegi. Dort, wo früher eine Straßenbahn fuhr und eine Hochstraße für Autos stand, sind auf dem Mittelstreifen zwischen zwei Autostraßen nicht nur die Menschen zu sehen, die an der Führung teilnehmen. Hier wachsen Korn- und Mohnblumen, wilde Nelken, Kamille, Malven und Margeriten und noch andere Blüten, an denen sich Insekten laben. „Hier ist einiges entsiegelt worden“, verrät Limberg. Alles machen könne man jedoch nicht: Am Aegi Bäume mit tiefen Wurzeln zu pflanzen, sei nicht möglich, weil dann die U-Bahnstation betroffen wäre.
Dafür könne man, „wenn die Fassade in Ordnung ist“, mit Kletterpflanzen CO2 speichern, die Hitze abhalten, die Luft verbessern. Dies erklärt Limberg in einem Straßenzug in der Altstadt, die ganz schön – oder schlimm – versiegelt ist. Am Marstall wirken die städtischen Schottergärten recht grün, aber mit Sand für Wildbienen, wie eine Teilnehmerin fordert, komme man hier nicht weit, stellt einer aus der Gruppe fest: „Die Wildpinkler gibt es ja auch noch.“Vom Ihmezentrum, wo eine grüne Wiese zum Hochwasserschutz angelegt wurde, geht es zum Nachbarschaftsgarten namens „Baulücke“, den unter anderem Isabel Bröker organisiert. Hier betreiben Ehrenamtliche Urban Gardening zwischen der eher verrufenen Braunstraße und der Königsworther Straße. Sie bauen Kartoffeln und Zucchini an, Minze und Melisse, sammeln und entsorgen Müll – es ist eine kleine grüne Oase inmitten von Bautätigkeiten, Großstadtrevieren und Betonburgen.
Die Führung endet am Königsworther Platz, dort, wo man Kathrin Limberg kaum verstehen kann vor lauter Lärm. Trotzdem: Beim Abschied applaudieren alle, sie hat etwas bewegt.
Die nächste Klima-Tour findet am 6. Juli statt. Infos unter spaziergang@oekostadt.de oder Telefon (0511) 1640330.