Ähnlich wie beim Neuen Rathaus hatte die Stadt vor knapp 40 Jahren auch bei der Waterloosäule den Versprechungen der Bauchemie-Industrie geglaubt, dass der Naturstein am besten zu schützen sei, wenn man ihn mit Chemie beschichtet. Tatsächlich weiß man heute: Diese sogenannte Hydrophobierung hält für ein paar Jahre Feuchtigkeit erfolgreich ab. Dann aber bilden sich feine Risse – und dann wirkt die Chemieschicht sehr schädlich auf das Mauerwerk, weil eindringende Feuchtigkeit nicht mehr hinauskann. Überall platzen Steinteile ab.
Am Rathaus wandern seit Jahren Gerüste von Fassade zu Fassade. Die Reparatur der schadhaften Steine verschlingt Millionen. Jetzt hat das kommunale Gebäudemanagement auch für die Waterloosäule einen Sanierungsplan erarbeitet. Die geschätzten Gesamtkosten: 1,25 Millionen Euro. Ab Herbst soll die Säule eingerüstet sein.Die von Hofbaumeister Laves entworfene dorische Säule mit aufgesetzter, 4,5 Meter großer Siegesgöttin Viktoria erinnert an den endgültigen Sieg über Napoleon nahe des Ortes Waterloo im heutigen Belgien.Zuvor hatten seine Truppen zehn Jahre lang Hannover besetzt gehalten, wo es zu brutalen Zwangsrekrutierungen und Steuereintreibungen kam. Das hat erst den Franzosenhass befeuert – und dann den Stolz über den Sieg von 1815.
Damals kämpften Schätzungen zufolge bis zu 40.000 Soldaten aus dem Königreich Hannover gemeinsam mit Engländern, Preußen und Niederländern gegen Napoleon. Einer der Anführer: General von Alten, an den das Denkmal vor dem Landesarchiv in Sichtweite der Waterloosäule erinnert. Zehn erbeutete Kanonen an der Säule tragen das „N“ als Code für Napoleons Truppen.
Während des U-Bahnbaus ab 1965 klaffte zu Füßen des Denkmals ein riesiges Loch. 2006 feierten Zigtausende an der Säule beim großen Public-Viewing die Fußball-Weltmeisterschaft. Und inzwischen wird der historische Platz auf der einen Seite von einer provisorischen Kita und auf der anderen von Unterkunftscontainern für wohnungslose Südosteuropäer gesäumt.
Nun kommt für die Bauzeit von etwa einem Jahr ein Baugerüst dazu. Das muss freitragend sein, weil man es statisch nicht an der Säule festschrauben kann. Es wird also erhebliche Ausmaße zeigen.
Der Aufbau soll im Herbst starten, sodass zum Tag des offenen Denkmals am 10. September letztmalig Führungen möglich sind. Nach weiteren Voruntersuchungen im Herbst sollen die eigentlichen Bauarbeiten im Frühjahr 2024 beginnen und wohl bis Herbst des Jahres dauern.