Das Festival der Philosophie kommt aus Modena, wo sich seit 2001 jedes Jahr viele Menschen von philosophischen Themen auf die Piazza locken lassen. Seit 2008 sind auch Hannover und Region Teil des inzwischen europäischen Festival-Netzwerks. Hier findet das Festival alle zwei Jahre statt.
Ständig versuchen wir, Zeit zu sparen, aber die gewonnene Zeit verrinnt uns zwischen den Fingern. Wir leben heute länger als früher, aber mehr Zeit haben wir deswegen nicht. Freilich, das Vergehen gehört zum Wesen der Zeit. Ihre kleinste Ausdehnung scheint der Augenblick, das Jetzt zu sein – aber das Jetzt lässt sich nicht festhalten, es ist schon wieder vorbei, noch bevor wir die Hand nach ihm ausgestreckt haben. Zeit ist in den Dingen, besonders in den lebendigen, also auch in uns selber. Wenn wir sie allerdings messen wollen, halten wir Ausschau nach dem Stand von Sonne und Mond (erst seit kurzem definieren wir die Sekunde nach einer Schwingungsperiode im Cäsium-Atom).
Wenn wir genauer hinsehen, zeigt sich, dass es „die Zeit“ im Singular gar nicht gibt. Jedes Lebewesen, jeder Mensch hat seine eigene. Je nervöser wir damit umgehen, desto mehr entgleitet sie uns. Daher meinte wohl Ludwig Wittgenstein: Der Gruß unter Philosophen sollte sein „lass Dir Zeit“. Wie bereits 2021 wird die Max-Planck-Gesellschaft das Festival der Philosophie in Hannover und Region mitorganisieren und Max-Planck-Forscher*innen werden mit Philosoph*innen ins Gespräch kommen.
Philosophie und Wissenschaft erlauben uns neue Blickwinkel auf die Zeit, mindestens so eindrucksvoll wie in „Interstellar“ (siehe die Filmreihe im KoKi „Christopher Nolans Spiel mit der Zeit“). Ob in der Leibnizbibliothek mit Ursula Goldenbaum oder der Neustädter Hof- und Stadtkirche mit Matthias Vollet, hier trifft Augustinus auf Kant, Leibniz auf Bergson, die Mondzeit- auf die Sonnenzeitberechnung. Sara Fumagalli, Carmelita Brunetti, Leo Lestingi, Till Bastian, Walter Machtemes versuchen im Künstlerhaus, die Lebenszeit, die innere Zeit, die „Zeit des Herzens“ zu erkunden. Die Zeit wird interreligiös und interkulturell betrachtet mit Susanne Talabardon (Judentum), Bertram Schmitz (Islam) und Rhina Colunge-Peters (für die Andenvölker Perus).
Bernhard Taureck geht der Frage nach, ob Zeit Geld sei? Die Philo-Cafés: Zeit-Wörter bieten im Lauf des Festivals viele Möglichkeiten, sich auszutauschen. Das Geschenk der Zeit thematisiert die Kunstausstellung: „Wir in der Zeit der Gnade“ von einer internationalen Künstlergruppe im Künstlerhaus Hannover.
Ziel ist es, die Philosophie wieder dorthin zu bringen, wo sie ursprünglich zu Hause war: auf den Markt, in die urbane Öffentlichkeit.
Alle Infos zu Programm und Spielstätten sind zu finden unter
www.philosophiefestival.com