In den kommenden Jahren soll Hannover ein Schnellstraßensystem für den Fahrradverkehr bekommen, das ähnlich gut ausgebaut ist wie für den Autoverkehr, nur nicht so aufwendig. Es besteht unter anderem aus zwölf Hauptstrecken, Velorouten genannt, die sich vom Zentrum aus verzweigen. Das Problem: Alle müssen den Cityring kreuzen, das Tangentensystem für Autos mit Zehntausenden Fahrzeugbewegungen pro Tag. Vielfach kann das an Kreuzungen erfolgen, die ohnehin gut für den Radverkehr ausgebaut sind. Für die vier Velorouten nach Osten und Südosten aber musste sich die Stadt etwas einfallen lassen – und hat alle vier platzsparend auf eine neue Furt gelegt.
Wer künftig vom Zentrum per Veloroute nach Misburg (Velorou- te 4) oder Anderten (Veloroute 5) fahren will, nach Bult-Bemerode-Kronsberg (Veloroute 6) oder auf einem kurzen Abschnitt Richtung östliche Südstadt/Waldheim (Veloroute 7), nimmt ab Lavesstraße einen historischen Weg, der seit der Nachkriegszeit wegen der Cityring-Schneise versperrt war: Durch die Autosackgasse Gutenberghof geht es über die neue Cityring-Fahrradquerung in die Kestnerstraße.
Seit einigen Tagen ist die Ampelanlage geschaltet. Noch aber ist wenig Fahrradbetrieb: Auf der Lavesstraße werden Radfahrende noch nicht in den Gutenberghof geleitet, auch in umgekehrter Richtung fehlen noch Schilder, die den neuen Weg zum Zentrum kennzeichnen.
„Ein bisschen unübersichtlich“ findet Radfahrerin Maren Schröder die Situation daher noch. Sie radelt täglich aus der Nordstadt zum Braunschweiger Platz und wird die Querung daher künftig ständig benutzen, sobald die Dauerbaustelle am Ärztehaus Schiffgraben irgendwann mal keine Radwege mehr blockiert. Dass die Stadt den Radverkehr stärken will, findet die 22-Jährige gut. Das sieht auch Peter Blauert (68) so. Er ist vor fast 30 Jahren ins Emsland gezogen und nur noch gelegentlich in Hannover. „Was Radverkehr betrifft, ist Hannover spürbar weiter als das Emsland“, urteilt er, während er an der Ampel wartet: „Gut, dass sich hier etwas tut.“
Wer allerdings glaubt, dass Radfahrende künftig Dauergrün haben auf den Velorouten oder dass die aufwendig in den Boden gearbeiteten Induktionsschleifen ihnen schnelle Freifahrt schalten, der irrt. Handgestoppt beträgt die Wartezeit immer eine Minute – das dürfte an der Koordination mit der benachbarten Ampel Lavesstraße liegen. Die Schleifen haben einen anderen Sinn: Wenn kein Fahrrad wartet und kein Auto aus der Kestnerstraße abbiegen will, bleibt es auf dem Cityring grün.
Zu verbessern gäbe es trotzdem einiges. Fußgänger Alexander Hammerschmidt findet es „verwirrend, dass nicht auch gleich ein Überweg für Fußgänger eingeplant“ wurde. Tatsächlich müssen Menschen ohne Vehikel weiter den Umweg über die bisherige Kreuzung nehmen.