Als der kunstsinnige Firmenpatriarch Fritz Beindorff 1898 zum ersten Mal einen Plakatwettbewerb für das hannoversche Unternehmen ausschrieb, bekam dieser Entwurf des Künstlers Julius Diez den Sieg zugesprochen.
Jetzt ist das Plakat im Tintenturm auf dem historischen Pelikan-Gelände in einer Ausstellung zu sehen, die rund 30 Werbeplakate aus der Geschichte des Traditionsunternehmens präsentiert. Um 1900 erlebte Reklamekunst einen wahren Boom. Aufstrebende Unternehmen investierten ins Marketing, es entstanden ganz neue Berufsbilder in Grafik und Werbung.
„Die Ausstellung zeichnet die künstlerische Entwicklung vom 19. Jahrhundert bis in die Siebzigerjahre nach“, sagt Sophia Lütke, die die Plakatschau mitgestaltet hat.
Bei Plakatwettbewerben reichten Kunstschaffende teils mehr als 2500 Entwürfe bei Pelikan ein. In den Zwanzigerjahren arbeiteten Künstler wie El Lissitzky und Kurt Schwitters für die Firma. Die Werbung des Unternehmens wurde so zum Spiegel der Kunstgeschichte; die Plakate künden bis heute vom Lebensgefühl ihrer Zeit, von der Ästhetik, den Geschlechterrollen und dem Alltag.
Ein Werbeplakat von 1903 wirkt mit seinen beinahe mystischen Farben wie das Plakat zu einem modernen Fantasyfilm. Der Künstler César Klein bekam beim Wettbewerb 1919 den ersten Preis für seine expressionistisch gezackte Landschaft. Die Marke stand dabei oft gar nicht so sehr im Vordergrund. „Oft war der künstlerische Gehalt wichtiger als die Werbebotschaft“, sagt Sophia Lütke.
Heiß diskutierte die Kulturszene damals darüber, ob man die Kunst zur Magd des Konsums degradieren dürfe. Doch am Ende siegte bei vielen Kreativen der gesunde Geschäftssinn – und sie schufen Plakate, von denen bis heute eine ganz eigene Faszination ausgeht. Teils umweht diese ein nostalgischer Charme – wie das Plakat von 1964, das drei possierliche Kinder mit einem Tuschkasten zeigt. Entworfen haben es die preisgekrönten Kinderbuchillustratoren Margret und Rolf Rettich („Jan und Julia“), die über Jahre hinweg den Stil der Pelikan-Plakate prägten.
In diesem Jahr feiert die Firma, die Hannover so sehr geprägt hat wie Bahlsen, Conti oder Hanomag, ihr 185-jähriges Bestehen. Und zum beinahe runden Geburtstag lässt Pelikan genau 100 Jahre nach dem letzten Plakatwettbwerb diese Tradition wieder aufleben. Jugendliche und Erwachsene können bis zum 31. August unter dem Motto „Was verbindet dich mit der Marke Pelikan?“ eigene Plakatentwürfe einreichen. „Wir wollen damit auch die Kreativität fördern“, sagt Pelikan-Mitarbeiterin Ilana Finkelstein.
Eine hochkarätig besetzte Jury prämiert die eingereichten Entwürfe dann, es gibt diverse Preise zu gewinnen. Und zusätzlich werden die Plakate online und vom kommenden Oktober an teils auch in der Ausstellung im Tintenturm präsentiert. Neben den Klassikern der Plakatwerbung – und somit in bester Gesellschaft.
Die Ausstellung „Pelikan-Reklamekunst im Laufe der Zeit“ ist im Tintenturm, Pelikanplatz 21 (Zufahrt über die Günther-Wagner-Allee), dienstags bis donnerstags von 12 bis 17 Uhr sowie freitags von 10 bis 14 Uhr zu sehen.
Mehr Infos zum Wettbewerb
unter www.pelikan.com