„Das ist allerfeinster Raubtierkapitalismus“, schimpft Brodowy: „So kann man mit Menschen nicht umgehen, hier wird mal eben eine gut laufende Kleinkunstbühne einfach so plattgemacht – das ist wirklich zynisch!“, sagt der Entertainer, der schon lange freundschaftlich mit dem Betreiber verbunden ist.
Zum Hintergrund: Vor 28 Jahren hatte Chris Vogt die 420 Quadratmeter große Tanzschule in den Räumen in der Melanchthonstraße eröffnet, seit 16 Jahren hat er dort außerdem eine Bühne für Kleinkunst etabliert. „Wir haben immer pünktlich die Miete bezahlt. Sogar in der Corona-Zeit haben wir, obwohl wir nicht öffnen konnten, zweimal eine Mieterhöhung akzeptiert“, sagt Vogt und schüttelt den Kopf. „Andere haben auf Miete verzichtet, wir durften noch mehr zahlen.“ Sie hätten zugestimmt, weil sie davon ausgegangen seien, dass sie langfristig Mieter bleiben. Vergangenes Jahr haben sie sogar noch mal 45.000 Euro investiert.
Doch am letzten Februartag dieses Jahres kam die Kündigung mit dreimonatiger Frist ins Haus. Für Vogt, der damit überhaupt nicht gerechnet hat, ein Schlag ins Gesicht. Natürlich war das Jahr mit Auftritten, Veranstaltungen durchgeplant, ebenfalls stehen bei der Tanzschule viele Kurse und Unterrichtsstunden auf dem Programm. Doch damit ist jetzt Schluss, stattdessen heißt es: einpacken, unterstellen, auflösen. Bühnenequipment, Musik- und Lichtanlage, der Konzertflügel, Verstärker, Stühle – alles muss jetzt irgendwo gelagert werden. Der Vermieter soll bereits einem Nachmieter, einer Kampfsportschule, die Räume versprochen haben.
Das Besondere an der Bühne: „Es ist die bunte Mischung, die das Programm auszeichnet: Hier gab es Musik, Kabarett, Varieté und Party“, erzählt Brodowy. Purple Schulz, Bodo Wartke, Bill Ramsey sind hier unter anderem aufgetreten und natürlich zahlreiche hannoversche Musiker und Künstler. „Als Bill Ramsey hierher kam, war er ganz begeistert. Nur in der einen Ecke war seiner Meinung nach der Sound noch nicht perfekt“, erinnert sich Vogt: „Da hat er uns einfach zwei Boxen geschenkt.“
Brodowy setzt nun auf Mund-zu-Mund-Propaganda: „Wer eine Idee oder gar passende Räumlichkeiten hat, soll sich melden!“, ruft Brodowy auf. Bis dahin versuchen Chris Vogt und Rosalie Held, den Betrieb mit Übergangslösungen aufrechtzuerhalten. Im Bahnhof Leinhausen können einige Kleinkunstabende stattfinden, die Tanzschule kann erst einmal bei der Tanzakademie Natalie Speers in der Königsworther Straße unterkommen.