In der Leinemasch soll die Schnellstraße von 14,50 auf 25,60 Meter verbreitert werden, ein Vorhaben, das in Hannover seit Langem für Diskussionen sorgt. Während Umwelt- und Klimagruppen für eine schmalere Lösung kämpfen, sieht die für die Planungen zuständige Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr keinen Spielraum. Wie Dokumente belegen, waren die Pläne des Landes lange sogar noch weitreichender: Es wollte eine Verbreiterung des Südschnellwegs auf bis zu 31 Meter.
„Wir sind an die geringstmöglichen Grenzen bei der Planung herangegangen, die uns Recht und Gesetz ermöglichen“, erklärte Eric Oehlmann, der Präsident der Landesstraßenbaubehörde, im April.
Dabei hatte sich seine Behörde zuvor flexibler gezeigt, als sie sich für einen mehr als doppelt so breiten Schnellweg einsetzte. Das geht aus Protokollen des unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagenden Planungsdialogs Südschnellweg hervor, in dem Bürger, Politik, Umweltgruppen und der ADAC vertreten waren. Die Berichte zu den Sitzungen wurden im Anschluss öffentlich gemacht.
Das Gremium tagte erstmals im Dezember 2015. Im September 2017 legte die Landesbehörde laut Protokoll ein Strategiepapier vor, in dem sie für eine Verbreiterung von Hannovers Schnellwegen plädierte. Deren Breiten „sollten unter Berücksichtigung der aktuellen Belastung des Straßennetzes in und um Hannover aus betrieblicher und verkehrlicher Sicht möglichst optimal gewählt werden“. Die Landesstraßenbaubehörde empfehle Querschnitte von 31 Metern für die freie Strecke, Brücken und Tunnel.
Für einen 31-Meter-Querschnitt hätte die Straßenbaubehörde laut Autobahnrichtlinien die höchste Entwurfsklasse wählen müssen, die auch bei großen Fernautobahnen zum Zuge kommt. Die Behörde kalkulierte 2017 mit 60.000 Fahrzeugen am Tag im Jahre 2030. Die Prognose, die den aktuellen Plänen zugrunde liegt, geht von 55.000 Autos aus. Aktuell sind es rund 45.000 Fahrzeuge.
Im Vorfeld der Landtagswahl 2022 und unter dem Eindruck wachsender Proteste forderte der damalige Umweltminister Olaf Lies (SPD) eine schmalere Planung für den Südschnellweg. Als die Landesbehörde dem Bund im Jahre 2017 jedoch die Schnellwegbreiten von 31 Metern empfahl, war Lies Verkehrsminister in Niedersachsen und damit Dienstherr der Landesstraßenbaubehörde. Erst nach der Landtagswahl im Oktober 2017 wechselte er ins Umweltressort, ehe er 2022 auf seinen alten Posten zurückkehrte. In der Zwischenzeit führte Bernd Althusmann (CDU) das Ministerium.
Im März 2018 wurde laut Protokoll des Planungsdialogs ein „Sonderquerschnitt“ von 26,5 Metern diskutiert. Die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr setzte sich für eine Breite von 29,5 Metern ein und warnte, dass durch den schmaleren Querschnitt die „Aufrechterhaltung des Verkehrs entweder nur eingeschränkt oder gar nicht gewährleistet werde“. In der Sitzung im Oktober 2018 erklärte sie, dass der Südschnellweg „als maßgebender Teil eines zukünftigen leistungsfähigen Schnellwegesystems langfristig auch die Umleitungsverkehre von der A2 aufnehmen“ solle. Deshalb müsse dieser „eine entsprechende Leistungsfähigkeit aufweisen“.
Dass am Ende die Breite auf 25 Meter reduziert wurde, war laut Planungsdialogprotokoll von September 2019 dem Widerstand der Stadt Hannover geschuldet. Auch der Bund habe sich dafür ausgesprochen, „aufgrund der Querung schützenswerter Landschaften“. Das Land sah das offenbar noch immer anders. Laut der Aufzeichnungen favorisierte dieses „aus verkehrlichen und betriebstechnischen Gründen die breitere Variante“.
Weil die Planer jedoch lange die 31 Meter Breite verfolgt hatten, ließen sich die 25 Meter, die laut Richtlinien für mehr als 70.000 Fahrzeuge zulässig wären, letztlich als Kompromiss verkaufen. Weil auch bei einer Verbreiterung auf 25,60 Metern mehrere Hektar Gehölz- und Grünflächen verloren gingen, machten seit 2020 Klimaschutz- und Umweltgruppen dagegen mobil. Sie fordern einen Verzicht auf die Standstreifen, um die Breite auf 21 Meter zu reduzieren.Der Automobilclub ADAC sieht den Südschnellweg als wichtige Entlastungsstrecke für die A2 an. Die 25 Meter Breite seien das „absolut planbare Minimum“, sagt Sprecherin Alexandra Kruse. Auch die Region bestätigte in ihrer Funktion als Planfeststellungsbehörde die Planungen der Landesbehörde. Verkehrsminister Lies äußert sich zurückhaltend: „Eine Debatte um den Eingriff in Natur und Landschaft und vor allem den Aspekt einer Planung mit verstärktem Blick auf die Klimaziele werden wir heute aber sicherlich noch einmal anders führen, als wir das zu Beginn des Verfahrens vor über acht Jahren getan haben.“