Die rund 35 inhabergeführten Buchläden in der Stadt beliefern seit Jahren die Stadtbibliothek mit Printmedien. Im neuen Jahr wollte die Bibliothek dies europaweit neu ausschreiben und die Belieferung mit der Weiterverarbeitung der Bücher verknüpfen. Das heißt, die Bücher sollten auch noch laminiert und mit einem Strichcode versehen werden. Kleine Buchhandlungen können diese Nebenarbeiten jedoch nicht leisten. Sie fürchteten um ihre Existenzgrundlage, es geht um Einbußen von jeweils 10.000 bis 30.000 Euro. Die Stadtbibliothek wollte mit der EU-weiten Ausschreibung Geld sparen – zu Lasten des lokalen Handels.
Der aber ist allen Fraktionen wichtig. Belgin Zaman, kulturpolitische Sprecherin des SPD, sprach etwa von „kleinen Kulturoasen, die geschützt werden müssen“. Der kulturelle Wert der inhabergeführten Buchläden sei hoch, deshalb müsse man sie unterstützen, so Liam Harrold von den Grünen. „Es ist richtig gedacht, wenn wir den Erhalt des lokalen Buchhandels über das wirtschaftliche Handeln stellen“, äußerte Wilfried Engelke (FDP). Der Kulturausschuss beschloss, dass der Ankauf von Medien für die Stadtbibliothek wie bisher durch örtliche, überwiegend durch inhabergeführte Buchhandlungen erfolgen soll. Die Verarbeitung beziehungsweise Veredelung soll eine soziale Einrichtung, etwa der Stützpunkt Hölderlinstraße, übernehmen.
Nach Bekanntwerden der Ausschreibungspläne hatte der lokale Buchhandel eine Onlinepetition gestartet und in kürzerer Zeit knapp 5000 Unterstützer gefunden. Caroline Momma vom Buchladen Annabee erklärt: „Wir hoffen nun, dass der politische Wille ausreichend ist und die Stadtverwaltung dem Antrag Folge leisten wird. Was konkret heißt, dass die buchfremden Leistungen in einer etwaigen Ausschreibung vom Büchereinkauf strikt und komplett getrennt werden. Damit dies passiert, werden wir uns weiter für den Erhalt der lokalen Buchhandlungskultur in Hannover einsetzen.“ Die Petition solle an Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) überreicht werden.Eine europaweite Ausschreibung und Vergabe der Medienbeschaffung ist nach europäischem Vergaberecht erst ab einer Summe von 215.000 Euro nötig. Durch die beschlossene Trennung von Vergaben preisgebundener Bücher von Vergaben von Nebenleistungen wie Folierung und Etikettierung bleibt die Stadtbibliothek unter diesem Schwellenwert. „Durch die breite Unterstützung der Politik und der hannoverschen Stadtgesellschaft können wir nun vermelden, dass wir mit unserem gemeinsamen Engagement mit inhabergeführten hannoverschen Buchhandlungen zumindest einen Etappensieg errungen haben“, sagt Momma.