Seit 40 Jahren kennen sich diese Männer. In den Achtzigern war ihre Zeit: In der legendären Rotation im Anzeiger-Hochhaus legten sie zusammen auf, schmissen den Laden. Heute, mehr als vier Jahrzehnte später, wollen Dirk Kahmann (59), Hansi Werner (57) und Detlef Urbansky (55) diese besondere Zeit noch mal durchleben – und auch anderen ein Déjà-vu bescheren. Am 17. Mai veranstalten sie die „Rotation 2.0 – Das große Revival“.
Alles fing 1978 an. Als die Rotation zum ersten Mal als Event-Location statt als Druckerei genutzt wurde, war Dirk Kahmann dabei. „Die erste Veranstaltung war eine Flipper-Meisterschaft, meine Mutter hat mich dahin geschickt“, erzählt er und lacht. Ab dem Tag war er der Rotation quasi zu Hause. Er freundete sich mit dem damaligen DJ Stephan Mangelsdorff (†63) an. An einem Samstagabend sagte dieser plötzlich: „Verdammt, ich kann morgen nicht, wir haben keinen DJ!“ Also sagte Kahmann, alkoholisiert und voller Selbstvertrauen: „Kein Problem, ich übernehme!“ Es blieb nicht bei dem einen Abend.
Ähnlich lief es bei Hansi Werner: Auch er war Stammgast, freundete sich mit Kahmann an. „Eines Abends wurde Dirk ins Büro vom Chef gerufen und fragte mich, ob ich ihn kurz am DJ-Pult vertreten kann.“ Und so wurde auch Werner zum Rotations-DJ.
Der Dritte im Bunde: Detlef Urbansky (55), der Mann für alles in der Rotation. „Mein Kumpel arbeitete in der Rotation und fragte nach Verstärkung – also machten wir an einem Sonntagmorgen um sechs Uhr die Hütte sauber.“ Das wurde zur wöchentlichen Aufgabe. Bis die Rotation 1988 schloss, „habe ich jeden Job gemacht, den es in diesem Laden gibt – von der Garderobe über die Kasse bis zur Bar. Nur DJ war ich nie“, so Urbansky. Das überließ er Mangelsdorff, Werner und Kahmann.
Die drei Männer haben viel zusammen erlebt: „Als die Toten Hosen bei uns gespielt haben, habe ich mit Campino Billard gespielt“, schwelgt Werner in Erinnerung. Kahmanns Lieblingsmoment: „Als Motörhead ein Konzert in der Rotation gegeben haben und ich vor dem Auftritt Whiskey mit Lemmy Kilmister getrunken habe.“ Für Werner war die Rotation sein „zweites Wohnzimmer. Man musste sich nicht mal mit Menschen dort verabreden – man kannte jeden. Fast wie eine Familie.“ Kahmann und Werner lernten ihre späteren Ehefrauen in der Rotation kennen.
Die Comeback-Party wird „wie ein Klassentreffen“, ist sich Urbanski sicher. 2012 haben die drei Männer die erste Revival-Party veranstaltet. Zwei Jahre zuvor hatte die damalige Rotations-Gängerin Stefanie Tito Garzón eine Facebook-Gruppe gegründet, um sich mit anderen Fans der Partyreihe zu vernetzen. Schnell kamen 1700 Menschen zusammen, die alle nur eines wollten: ein Comeback.
Tito Garzón sprach Werner (heute Messtechniker bei TVN) und Kahmann (heute Werbetechniker und nebenbei DJ) an, die setzten sich mit Urbansky zusammen. Nach dem Ende der Rotation hatte er sich mit einer Ton- und Lichttechnik-Firma selbstständig gemacht, so war er der ideale Veranstalter der Party. Es ging ins Fantasia auf dem Lindener Berg. „Es war so voll, dass der Laden aus allen Nähten platzte“, erinnert sich Werner. Das Partymotto „Fire still burns“ stimmte.
Nach zwei Events im Fantasia zogen die Rotationsfans ins Musikzentrum. Achtmal wurde gefeiert, dann kam die Pandemie. „Inzwischen hat das Musikzentrum neue Auflagen bekommen und wir können unsere Partys da nicht mehr ausrichten.“ Der nächste Schlag: Haupt-DJ Mangelsdorff, der auch Weltmeistertitel im Downhill-Fahren hatte, verstarb 2022 nach einem Radunfall im Deister.
Die drei Männer besuchten die Trauerfeier ihres alten Freundes und Förderers. „Ohne ihn wäre nicht das aus uns geworden, was wir heute sind. Wir sind ihm für immer dankbar.“ Bei der „Rotation 2.0 – Das große Revival“ wollen sie Mangelsdorff auf besondere Weise Tribut zollen. „Wir haben schon etwas vorbereitet“, kündigt Werner an.
Es wird ein besonderer Abend am 17. Mai. Zum ersten Mal geht die Rotations-Party in die Alte Druckerei der Madsack Mediengruppe. 1974 hatte der Zeitungsverlag seine Rotation von der Goseriede nach Bemerode verlagert, hier wurde bis 2016 gedruckt. Heute ist an diesem Ort die Event-Location Alte Druckerei entstanden.
„Wir gingen 1978 in eine ehemalige Zeitungsdruckerei – und jetzt wieder. Das ist eine runde Sache“, freut sich Hansi Werner, der an dem Abend wieder mit Kahmann auflegen wird. „Von daher könnte es keinen besseren Ort geben – außer die frühere Rotation im Anzeiger-Hochhaus natürlich.“ Wo sich heute allerdings Radiostudios von Antenne Niedersachsen befinden.
Urbansky bedeutet der Abend so viel, dass er die Hochzeit mit seiner Birgit Linkowski (63) verschiebt: „Wir haben an diesem 17. Mai unseren 25. Jahrestag und wollten endlich heiraten.“ Jetzt wird Linkowski stattdessen an der Abendkasse sitzen und so Urbanskys Rotations-Revival unterstützen – auch ein Liebesbeweis!
„Die ersten Revival-Partys waren der Kracher – jetzt wollen wir es nochmal toppen“, kündigt Werner an. Der Plan scheint aufzugehen: Das Event ist bereits ausverkauft. Es gibt nur noch wenige Karten an der Abendkasse. Los geht es um 21 Uhr, der Eintritt kostet 12 Euro.