Seit 1961 nehmen in Hannover und dem Umland laut Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die Zahl der Sommertage mit Höchsttemperaturen von mehr als 25 Grad, die der heißen Tage mit mehr als 30 Grad und die der Tropennächte mit mehr als 20 Grad tendenziell zu. In den vergangenen elf Jahren zeigen die Kurven steiler nach oben und dürften es Prognosen zufolge weiter tun.
Für die zweite Hälfte des Jahrhunderts sagen Experten einen höheren Jahresmittelwert für die Temperaturen von 1,1 bis 3,4 Grad voraus. Kommt der höhere Wert zum Tragen, hätte die Region Werte, wie sie aktuell in Mailand oder Venedig gemessen werden. Mit bis zu 80 Sommertagen und bis zu 16 heißen Tagen würde sich deren Zahl gegenüber heute verdoppeln.
Die Region will bis 2035 klimaneutral sein. Der fortschreitende Prozess der Erwärmung wird damit nach Einschätzung der Verwaltung aber nicht zu stoppen sein. „Wir müssen daher mit Maßnahmen zur Klimaanpassung zugleich auch Vorsorge treffen“, sagt Regionspräsident Steffen Krach. Es handele sich dabei um eine Gemeinschaftsaufgabe, der sich die Akteure auf allen Ebenen stellen müssten.
„Auf lokaler Ebene brauchen wir Hitzeaktionspläne, die auf die örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten sind“, erklärt Umweltdezernent Jens Palandt. Das von der Region erstellte Werk diene dabei als Mustervorlage. Es ist nicht vom Himmel gefallen, sondern fußt auf Empfehlungen des Bundesumweltministeriums und Vorschlägen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Im Fokus steht dabei zunächst der Gesundheitsschutz insbesondere für betagte und ganz junge Menschen, weil diese durch Hitzewellen besonders gefährdet seien – durch Belastungen des Herz-Kreislauf-Systems etwa. Außerdem begünstigten dauerhaft höhere Temperaturen Allergien und die Ausbreitung von Krankheitserregern wie Zecken und Tigermücken. Die Region rät den Städten und Gemeinden dazu, Gebiete mit hohem Anteil gefährdeter Personen zu identifizieren, allgemeine Informationsangebote über richtiges Verhalten im Hitzefall zur Vefügung zu stellen und auch Warnketten für den Ernstfall aufzubauen.
Einig sind sich die Verantwortlichen, dass eine Langfriststrategie insbesondere für dicht bebaute Bereich etwa in Hannover, Garbsen, Laatzen oder Langenhagen vonnöten ist. „Wir brauchen mehr Grün und Wasser in diesen Gebieten“, sagt Palandt und nennt etwa Fassaden- und Dachbegrünungen, Stadtwäldchen oder Brunnen. Baugebiete seien so anzulegen, dass Frischluftschneisen entstehen.
Ein herausragendes Musterbeispiel dafür in der Region kann der Dezernent nicht nennen, wohl aber Ansätze. So habe etwa die Stadt Hannover bei ihren Plänen zum Umbau von Schmiedestraße, Georgstraße, Prinzenstraße oder Marktplatz Anpassungen an die Folgen des Klimawandels berücksichtigt. „Das Thema ist präsent; es herrscht so etwas wie Aufbruchstimmung“, sagt Palandt.