Wird es im Jahr 2033 noch Diskriminierung geben?
Was sind denn die häufigsten Anliegen, weswegen sich Menschen an die Antidiskriminierungsstelle im Kontext Arbeit wenden?
Sind die Meldungen häufiger geworden?
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren hatten in Hannover im Jahr 2018 zu 53 Prozent Migrationshintergrund, so hat es die Stadt mitgeteilt. Zwingt diese Zahl Unternehmen dazu, auch aufgrund des Fachkräftemangels weniger zu diskriminieren?
Wird es 2033 noch Behindertenwerkstätten geben?
Kämpfe: Und das Thema sexuelle Übergriffe kann in solchen Konstellationen auch noch mal von Bedeutung sein, weil Frauen, die eine Beeinträchtigung haben, signifikant höher von sexueller Belästigung und sexuellen Übergriffen betroffen sind.Wie sprechen Sie Menschen an, die von Diskriminierung betroffen sind?
Kämpfe: Bei der Landeshauptstadt gab es 2018 eine Kampagne gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Diese ist vorbei, gleichwohl sind die Angebote verstetigt worden. Wir versuchen beispielsweise, bei Großveranstaltungen die Thematik aufzugreifen. Und an den Beratungszahlen merkt man, dass da was passiert, dass da was ankommt. Bis 2020 hatten wir jährlich bis zu fünf Fälle in der internen Beratung, 2021 und 2022 waren es jeweils 13 Fälle. Das hat auch eine Wirkung auf andere Diskriminierungsformen. Denn wer für eine Diskriminierungsform sensibilisiert ist, hat auch ein Auge für andere Formen.Reicht das schon aus?
Haben Sie das Gefühl, es funktioniert?
Wie sieht es denn mit Frauen in Führungspositionen aus? Werden sie mehr werden in der Arbeitswelt, oder gilt weiter: viel Teilzeit, viel Sorgearbeit?
Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Was muss sich denn gesellschaftlich verändern?
Kämpfe: Das kann ich nur bestätigen. Auch bei der Stadt ist der Migrationsanteil in den unteren Entgeltgruppen am höchsten. Und da ist die Frage: Sind die entscheidenden Akteure und Akteurinnen generell in Organisationen sensibel für diese Fragestellungen. Auch wenn Diversity darauf steht: Wenn das Grundverständnis nicht stimmt, kommen wir nicht weiter.■ Da niel Kalifa ist einer von drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Antidiskriminierungsstelle (ADS) Landeshauptstadt Hannover. Die ADS ist eine kommunale Anlauf- und Beratungsstelle für Menschen aus dem Stadtgebiet, die Diskriminierung erleben oder beobachten und so melden können. Die Arbeit der ADS beruft sich auf die allgemeine Erklärung der Menschenrechte sowie vor allem auf die im Grundgesetz der Bundesrepublik formulierten Freiheitsrechte und Gleichbehandlungsgebote sowie auch Bestimmungen zur Gleichstellung und Gleichbehandlung aus Länder- und Bundesgesetzen.■ Friederike Kämpfe ist seit August 2013 Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hannover. Schwerpunkte ihrer Arbeit waren seitdem auch die Förderung des Ausbaus der Frauenhauslandschaft in Hannover und die Weiterentwicklung des hannoverschen Interventionsprogrammes gegen häusliche Gewalt. Ende Juli 2023 scheidet sie aus dem Amt aus.