Körperliche Belastungen gehören im Rettungsdienst zum Alltag. Dazu kommen Stress und psychische Anspannung durch viele Einsätze mit mitunter belastenden Erfahrungen. „Sport kann als Ausgleich helfen“, sagt Dennis Wedekin. Als Notfallsanitäter fährt er seit mehr als zwölf Jahren im Rettungsdienst, zusätzlich bildet er als Praxisanleiter den Nachwuchs im Rettungsdienst aus.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Moritz Rüter hat er im vergangenen Jahr eine Initiative für mehr Sport beim Rettungsdienst der Johanniter in Hannover gestartet. „Wir wollen unsere jungen Kolleginnen und Kollegen für mehr Sport begeistern und sie motivieren, gemeinsam aktiv zu werden“, sagt der 37-Jährige.
An der Rettungswache des Ortsverbandes Hannover-Wasserturm lernen zurzeit vier Auszubildende den Beruf des Notfallsanitäters, ab August kommen fünf weitere dazu. Ihnen machen Dennis Wedekin und Moritz Rüter jeden Dienstag und Donnerstag mit Schwimmen und Laufen ein freiwilliges Sportangebot.
„Erst fand ich die Idee nicht so überzeugend“, sagt Philip Peter. Der 23-Jährige, Auszubildender im zweiten Lehrjahr, geriet mit dem Berufsstart im Rettungsdienst ins sportliche Aus. „Ich habe vorher zehn Jahre lang intensiv Volleyball gespielt, stand bis zu viermal pro Woche in der Halle“, erzählt er. Mit dem Schichtdienst war das nicht mehr möglich. „Mir fehlte schnell die Gemeinsamkeit beim Sport, der Erfolg im Team“, sagt er. Mit dem Sportangebot bei den Johannitern kam das Gefühl wieder zurück.
Die Gruppe trainiert zusammen. Ehrgeiz und Wettbewerb sind dabei genauso wichtig wie Spaß. „Manchmal schwimmen wir in Arbeitskleidung. Oder Moritz, der auch bei der DLRG ist, zeigt uns die besten Rettungsschwimmer-Tricks“, sagt Philip Peter. Beim Laufen habe sich seine Fitness schon spürbar verbessert. „Früher habe ich Joggen gehasst“, sagt er, „aber im Team macht es immer mehr Spaß.“
Mit Dennis Wedekin und Moritz Rüter haben die Johanniter-Azubis begeisterte Sportler an ihrer Seite. Als „Hannoveraner Teamgeist“ sind die beiden Notfallsanitäter mit Kolleg*innen schon häufig bei öffentlichen Laufereignissen wie dem Hannover Marathon (über 20 Kilometer) angetreten.
Ein nächster Termin ist der SportScheck RUN im September in Hannover, dann vielleicht schon gemeinsam mit den Azubis. Dienststellenleiter Michael Homann vom Ortsverband Hannover-Wasserturm unterstützt die Sportinitiative der Mitarbeitenden und sagt: „Agilität, Ausdauer und Resilienz sind wichtige Faktoren im Rettungsdienst. Wer unter einem hohen Stresslevel viel leistet, benötigt auch einen Ausgleich. Sport ist optimal.“ Eine erste Anerkennung für ihr freiwilliges Engagement haben die vier Azubis, zwei junge Frauen und zwei Männer, bereits bekommen. Für jeden gab es vom Arbeitgeber ein komplettes Sportoutfit.
Spätestens damit kann sich niemand mehr vor der nächsten Trainingseinheit drücken. Praxisanleiter Dennis Wedekin träumt schon in die Zukunft: „Ich wünsche mir, dass von unserem Nachwuchs alle jedes Jahr ein Sportabzeichen machen. Das wäre doch was. Und als nächstes kommt dann ein Lauftreff für alle unsere mehr als 1000 Mitarbeitenden.“