Skai hat mit Klaus Abelmann und Detlef Max sowie vielen Musikern und Akteuren der damaligen Zeit eine chronistische Lücke geschlossen, die Entstehung und Entwicklung der Punkszene in Hannover aufgearbeitet. Nun sitzen Abelmann, Annette Benjamin, David Spoo, Peter Ahlers und eben Skai an einem Tisch und präsentieren ein ganzes Paket, um die damals so präsente Subkultur wieder ins Blickfeld zu rücken. Am 25. April erscheint im Berliner Hirnkost-Verlag das Buch „Wie der Punk nach Hannover kam“, das bilderreich, ausführlich und authentisch einen tiefen Einblick ins Innere, eher sogar aus dem Inneren dieser über die ganze Stadt verteilten Bewegung gibt. Auf dem Titel ein damals typisches Bild: Punks mit Irokesen-Stachelfrisur unterm Reiterdenkmal vorm Bahnhof.
Einen Monat später, am 27. Mai, erwacht das Buch in Teilen dann zum Leben: Konzerte, Lesungen und eine Plakatausstellung unter dem Gesamtmotto „Zurück in die Zukunft“ versuchen, das Gefühl zurückzuholen und nehmen dafür den ganzen Pavillon in Beschlag. Der Ort hat für die Punks eine Bedeutung: Hier, betonen alle einhellig, in dem damals noch neuen alternativen Kulturzentrum, wurde den Bands eine Bühne geboten, das sei nicht einfach gewesen in Hannover. Überhaupt sind sich heute alle ziemlich einig. Das war nicht immer so: Die Szene war heterogen, es waren mehrere Szenen, Nordstadt, Mitte, Oststadt, Südstadt, die sich nicht immer grün waren.
Aus heutiger Sicht betrachtet habe die Musik sie dann aber doch geeint, sagt Annette Benjamin, die damals bei der deutschlandweit erfolgreichen Band Hans-A-Plast am Mikrofon stand und am 27. Mai mit der Musikerin Cindy Weinhold Unpluggedversionen der alten Songs singen wird. Musizieren werden auch Der Moderne Man sowie Bärchen und die Milchbubis, beides prägende Gruppen der damaligen Zeit. Überhaupt war Hannover Anfang der Achtzigerjahre neben Berlin, Hamburg oder Düsseldorf eines der wichtigen Zentren des Punk in Deutschland. Nicht nur musikalisch, aber auch.
Die Parole „Ohne die Scorpions, Jane, Eloy in die 80er Jahre!“ war eine selbstbewusste Kampfansage an das Rock-Establishment der damaligen Zeit in der Stadt, die im Buch fast diplomatisch so umschrieben wird: „In Hannover war es so langweilig, dass man alles selbst machen musste.“ Die Punkszene machte selbst, war forsch, kreativ und vital, aus Fanzines entstanden Plattenlabel („No Fun“), es passierte was.
Das sprach sich schnell herum. Zeitschriften berichteten über die Musik und ihre Protagonisten. Aber eine Aufarbeitung dieser Zeit wie in den anderen Städten gab es nie. Als sich unlängst viele der alten Garde bei der Fotoausstellung von Burkhard Rump über die hannoverschen Clubs in den Achtzigerjahren wiedersahen, reifte der Plan. Und plötzlich war die alte Kreativität wieder da, Buch- und Festivalidee entstanden und wurden umgesetzt. „Zurück in die Zukunft“ könnte darauf hindeuten, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist.