„Auf Herz und Niere“ von Stefan Vögel, das im Neuen Theater Premiere hatte, geht los mit dieser typischen Boulevardtheatersituation, in der alle Figuren gegenläufige Interessen haben und sich gegenseitig – oder sich selbst – daran hindern, das ziemlich offensichtlich Richtige zu tun. Aber selbstverständlich wird die ganze Sache über die Zeit komplizierter: Diana hatte eine Affäre mit Arnolds Geschäftspartner, der Architekt Arnold mit der Malerin, die seinen großen Wurf, den Diamond Tower, innen gestalten soll, der Arzt hat die Ergebnisse verwechselt und am Ende ist es nun doch Arnold, der die Niereninsuffizienz hat, und sowieso: Kathrin hat auch noch ganz andere Motive. Götz will einfach nur irgendwem seine Niere spenden, weil er halt ein netter Typ ist. Mit Tanja Schumann ist sogar ein aus dem Fernsehen bekanntes Gesicht dabei – unter anderem spielte sie in „RTL Samstag Nacht“.
„Auf Herz und Niere“ ist eine Komödie, und so löst sich auch das für Boulevard eher ernste Thema – eine tödliche Krankheit – in Wohlgefallen auf, die Beziehungen der vier allerdings nicht. Die lösen sich an der Niere des Anstoßes langsam, aber sicher auf, bis nichts mehr davon übrig ist. Dazu kommen noch ein paar schlüpfrige Witze in der langen und ehrenvollen Tradition des Peniswitzes, denn das Modell des Diamond Tower, das auf der Bühne steht, hat dann doch eine eindeutige Form.
Am Ende des ersten und Anfang des zweiten Aktes hat „Auf Herz und Niere“ dabei ein paar dramaturgische Hänger – es gibt viele Wiederholungen, wenig Handlungsentwicklung, wenig der abstrusen Plottwists, die Boulevardtheater ausmachen, man hat den Eindruck, als müsste das Ensemble sich da durch kämpfen.Der dritte Akt allerdings holt dann recht schnell wieder auf, die Handlung wird immer absurder, die Twists kommen immer schneller hintereinander, so lange, bis schließlich alle Freundschaften und Ehen zerbrochen sind und der schöne Satz fällt: „So toll sind die Gemälde einer Malerin auch nicht, als dass du deinen 26-stöckigen Pimmel damit ausstatten müsstest.“ Am Ende gibt es – trotz der leicht schleppenden Stellen zu Beginn – langen Applaus.„Auf Herz und Niere“ ist noch bis zum 17. Juni im Neuen Theater zu sehen.