Bei den Versuchspersonen sank das Risiko für einen Herzinfarkt um über 40 Prozent. Die körperliche Aktivität verminderte auch die Wahrscheinlichkeit einer Krebs- oder Diabeteserkrankung.
Für ihre Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bundesweit die Daten von 1250 Pedelec-Fahrern und 629 Nutzern herkömmlicher Fahrräder ausgewertet. 58.833 Fahrten von E-Bikern und Radfahrern flossen in die Auswertung ein. „Im Gegensatz zu anderen großen E-Bike-Studien haben wir zum ersten Mal Messdaten erhoben und nicht nur Fahrer befragt“, erläutert Uwe Tegtbur, Direktor der MHH-Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin. Dafür habe die Forscher jeweils die Herzfrequenzen und Geschwindigkeiten gemessen.
Die Herzfrequenz der Pedelecfahrer lag dabei während des Radelns nur fünf Schläge pro Minute unter der der Fahrradfahrer. „Entgegen vielen Vorurteilen zeigen die Zahlen, dass Muskeln und das Herz-Kreislauf-System beim Pedelecfahren nahezu so gefordert werden wie beim herkömmlichen Radfahren“, erklärt Hedwig Theda Boeck, eine der Erstautorinnen der Studie.
Das vermeintlich bequeme E-Bike-Fahren mit Motorunterstützung hat einige Vorteile, fanden die Forscher heraus: Es erleichtert älteren, übergewichtigen und weniger trainierten Menschen den Einstieg in eine alltägliche körperliche Aktivität.
„Viele Pedelecnutzer waren vorher nicht unbedingt Radfahrer. Die Hemmschwelle ist deutlich niedriger, wenn in hügeligem Gelände oder bei starkem Gegenwind auf die Unterstützung zurückgegriffen werden kann“, sagt Boeck. Die E-Bike-Fahrer verzichteten deshalb öfter auf das Auto als die anderen Radfahrer.
Über 35 Prozent der teilnehmenden E-Bike-Fahrer hatten Vorerkrankungen wie einen Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Gelenkverschleiß. Die Gruppe der Pedelec-Nutzer war im Durchschnitt etwas älter als die Nutzer herkömmlicher Räder und hatte einen höheren Body-Mass-Index. Auch litten sie eher an Krankheiten wie Diabetes und Asthma.
„Wir haben gezeigt, dass die E-Biker 135 Minuten pro Woche unterwegs waren, davon ein Großteil mit einer gesundheitlichen effektiven Belastung“, erklärt Prof. Tegtbur. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt in ihrer aktuellen Richtlinie Erwachsenen mindestens 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche. Die E-Biker erreichten allein durch das Radfahren zwei Drittel des Ziels. Auch was den Energieverbrauch anging, lagen sie mit den Radfahrern in der Studie fast gleichauf.