„Niemand ärgert sich mehr über diesen Cyberangriff als all die Menschen, die seit Wochen mit Hochdruck daran arbeiten, den Kunden im GVH-Gebiet das Deutschlandticket so komfortabel und sicher wie möglich zur Verfügung zu stellen“, sagt Regionspräsident Steffen Krach (SPD), dessen Behörde im Raum Hannover für den öffentlichen Nahverkehr zuständig ist.
Der Angriff war am Freitag vergangener Woche frühmorgens bemerkt worden. Zunächst hatte der GVH den bundesweiten Vorverkaufsstart am Montag, 3. April, trotzdem halten wollen, musste aber nach wenigen Stunden einen Rückzieher machen. Das liegt daran, dass das Deutschlandticket beim GVH ausschließlich digital als App auf dem Smartphone erhältlich ist.
Interessenten können bis zum 1. Juni auf andere Anbieter wie etwa die Deutsche Bahn ausweichen. Alternative für alle, die vom 1. Mai an fahren wollen, ist die sogenannte Fahrplaner-App. Den Weg dorthin finden Kunden und Kundinnen auf der Seite www.gvh.de. Die Bestellung ist bis zum 30. April möglich.Damit entfällt eine Frist, die der GVH einigermaßen exklusiv hatte. Bei ihm sollten Käufer und Käuferinnen bisher zum 10. eines Monats buchen, wenn sie im Folgemonat das Ticket nutzen wollen. „Es handelte sich dabei um eine Auflage des Verbands der Verkehrsunternehmen, die wir bekommen haben“, sagt GVH- und Üstra-Sprecher Heiko Rehberg.
Krach betont, dass das 365-Euro-Jobticket und das 365-Euro-Sozialticket als Spezialvarianten des Deutschlandtickets in der Region Hannover nicht unmittelbar von den Folgen des Hackerangriffs betroffen seien. Es könne lediglich zu Verzögerungen kommen. Interessierte Unternehmen hätten weiterhin die Möglichkeit, mit dem GVH Kontakt aufzunehmen.
Die Angreifer, die aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität kommen dürften, haben IT-Systeme mit einem verseuchten Mailanhang verschlüsselt. In ähnlichen Fällen verlangten sie Lösegeld für die Entschlüsselung. Die Üstra hält sich dazu bedeckt. Nach Informationen der HAZ ist aber inzwischen eine entsprechende Forderung eingegangen, der das Unternehmen aber nicht nachkommen wird.
Die Üstra hat Anzeige wegen Computersabotage gestellt und externe IT-Spezialisten ins Haus geholt, die die Systeme wieder zum Laufen bringen sollen. Zum Teil ist das auch schon gelungen. Die Fahrgastinformationen in den Stationen laufen wieder. Nach wie vor ist allerdings kein Mailverkehr möglich, was auch den Kundenservice des GVH betrifft.
Telefonisch ist dieser aber wieder eingeschränkt unter der Rufnummer (05 11) 1 66 80 erreichbar. Damit können Kunden und Kundinnen, die ein Abonnement aus dem regulären Angebot des Verbundes bestellen wollen, dies auf diesem Weg versuchen. Eine Kündigung ist darüber hinaus elektronisch über einen entsprechenden Button auf der Internetseite des GVH möglich.
Die Üstra-Vorstandsvorsitzende Elke van Zadel berichtet, dass viele Menschen Verständnis für die missliche Situation gezeigt hätten. Der Bus- und Bahnverkehr war durch die Cyberattacke nicht betroffen.