So groß hat man das Erdgeschoss des einstigen Kaufhofs wohl noch nie gesehen. 5000 Quadratmeter ohne Regale und Vitrinen; nur der Kassenbereich ist noch da, eine einsame Umkleidekabine steht noch, einige Werbelogos prangen noch an den Wänden. „Der Rückzug des Handels löst Handlungsdruck in den Städten aus“, sagt Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Hannover wolle mit Experimentierlust und Kreativität Wege für neue Nutzungen suchen.
Der Projekttitel lautet: Aufhof. Der Begriff solle Aufbruch symbolisieren, sagte Designprofessor Gunnar Spellmeyer von der Hochschule Hannover (HsH). Sie war neben der Stadt die treibende Kraft bei dem Projekt. „Unser Standpunkt ist, dass die Hochschulen wieder in die Stadt zurückkehren müssen“, drängte HsH-Vizepräsident Martin Grotjahn.
Ein „Haus des Wissens“ oder „Haus der Innovationen“ schwebt der HsH vor, sie will Studierende und andere neugierige Menschen an diesem Ort zusammenbringen. „Die Stadt wird davon profitieren, wenn junge Menschen dafür ins Zentrum kommen – denn zum Einkaufen kommen sie ja nicht mehr“, sagte Grotjahn. Tatsächlich hat das Land in den vergangenen Jahren viel dafür getan, Hochschuleinrichtungen möglichst weit weg vom Campus im Welfengarten anzusiedeln – sei es an der Expo-Plaza oder sogar in der Nachbarstadt Garbsen. Trotzdem unterstützt das Land jetzt die Initiative ausdrücklich. Der Wissenschafts-Staatssekretär des Landes, Joachim Schachtner, lobte das Modell der Experimentierräume: „Das ist einmalig, so etwas habe ich noch nicht erlebt in einem fast leeren Kaufhaus.“
■ Öffnung: Ab Juni bis mindestens Jahresende ist das Erdgeschoss dienstags bis sonnabends von 10 bis 18 Uhr geöffnet, immer wieder soll es für Sonderveranstaltungen auch abends öffnen.■ Stadtmodell und Smart-City: Die Stadtverwaltung will mit Interessierten ins Gespräch über die Innenstadtentwicklung kommen. Unter anderem werden ein großes Stadtmodell (ähnlich den Modellen im Rathaus) ausgestellt und Informationen zur Smart-City. „Wir merken, dass die Leute nicht in die Bauverwaltung kommen – also kommen wir in die Innenstadt“, sagt Stadtbaurat Thomas Vielhaber.■ Workshops und Diskussionen: Alle Hochschulen wollen Veranstaltungen, Workshops, Ausstellungen und Ähnliches abhalten. Auch der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) will Veranstaltungen anbieten.■ E-Sports: Ein großer Bereich wird zum Treffpunkt für Computerspiele. Es gehe sowohl um Entwicklung als auch ums gemeinsame Spielen, sagt Doris Petersen, die Chefin der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Hannoverimpuls: Die Branche boome und sei ein wichtiger Zweig der Kreativwirtschaft.OB Onay dankte dem Gebäudeeigentümer Signa, dass er die Zwischennutzung zulässt. Im kommenden Jahr wird das Gebäude mindestens zu großen Teilen abgerissen. An seiner Stelle soll voraussichtlich ein kleinteiliger wirkendes Ensemble entstehen.