Spielwitz
und Kampfkraft
Das Tennis-Gesamtpaket: Florian Koch vom
TSV Rethen ist in der U12 schon Deutschlands Nummer zwei

Jubeln mit der „Becker-Faust“: Florian Koch freut sich über einen spektakulären Punktgewinn.Foto: Florian Petrow

Eine geballte Faust, ein strahlendes Lachen und ein kleiner Schrei dazu. Florian Koch feierte seinen dritten Sieg im Tennis-Vergleichskampf zwischen Deutschland und Kanada in der Tennisbase Hannover emotional.

Drei von vier Matches entschied die deutsche Nummer zwei seines Alters in diesem Freundschaftsspiel der besten Juniorinnen und Junioren bis 12 Jahre für sich – und war damit einer der Leistungsträger im deutschen Team, das mit 21:23 unterlag.

„Das ist schon eine coole Sache, so ein internationaler Vergleichskampf“, sagte der „Tennis-Flo“ vom TSV Rethen nach vier Tagen voller Matches und internationalem Austausch. Die im Tennis so raren Mannschaftswettkämpfe liebt er sowieso – und erstmals für die Nationalmannschaft im „Germany-Trikot“ zu starten, war fast wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk.

Jeweils vier Juniorinnen und Junioren bildeten das Team, gespielt wurde nach dem System Jeder gegen Jeden. Florian Koch musste sich nur der kanadischen Nummer eins geschlagen geben. „Er hat hier eine fantastische Leistung gezeigt, variabel gespielt und mit vollem Einsatz gekämpft“, beurteilte Bundestrainer Peter Pfannkoch die Leistung des jungen Hannoveraners, der sich zunehmend in den Fokus spielt.

Wie ihm das gelingt bei einer Körpergröße von nur knapp 1,35 Metern? Florian Koch verfügt bereits über ein beeindruckendes Schlagrepertoire, Spielwitz, immense Ausdauer und Kampfkraft. „Das ist ein Gesamtpaket, das den Größenunterschied bisher gut ausgleicht“, beobachtete Pfannkoch, der die Talente wie auch der Teamchef des deutschen Herrentennis, Michael Kohlmann, intensiv verfolgte.

Es waren zudem außergewöhnliche Vorgaben, die bei diesem Vergleichskampf zählten. Gespielt wurde ein Format, das den Talenten zu jedem Zeitpunkt höchste Konzentration abverlangte. Die Sätze gingen jeweils nur bis vier, beim Stand von 3:3 wurde ein Tiebreak bis fünf gespielt, bei Satzgleichstand ein Match-Tiebreak bis zehn. Darüber hinaus galten zwei Regeln, die Tennis schneller und spannender machen: No Let und No Ad. Das bedeutet, dass nach einem Aufschlag-Netzroller weitergespielt wird und beim ersten Einstand der nächste Punkt über den Gewinn des Aufschlagspiels entscheidet.

Ein Format, mit dem Florian Koch wunderbar zurechtkam – auch wenn er auf dem Weg zu seinen drei Siegen die gesamte Klaviatur der Emotionen durchlebte und zeigte: Er kämpfte, er jubelte, er fluchte – und ab und zu stahl sich ein verschmitztes Grinsen über sein Gesicht. Und zwar immer dann, wenn ein besonderer Coup zum Punktgewinn folgte.

Kämpfen und Siegen ist Koch gewohnt. In den vergangenen Jahren sammelte er zahlreiche Titel auf Regions-, Landes- und norddeutscher Ebene. In diesem Sommer folgte der logische Schritt aufs internationale Terrain mit den ersten Turnieren der Tennis Europe Tour. Die frühen Erfolge führten ihn schnell an die Tennisbase Hannover. Hier nimmt er unter Leitung von Landestrainer Ingo Herzgerodt am Next-Level-Programm des Tennisverbandes Niedersachsen-Bremen (TNB) teil.

Der Vergleichskampf gegen Kanada im Nationaltrikot war der Abschluss eines fraglos aufregenden Tennisjahres für Florian Koch. Seine persönlichen Höhepunkte: Der Sieg mit dem TNB-Team beim Talent-Cup, der deutschen Mannschaftsmeisterschaft, dazu die internationalen Turniere in den Sommerferien. Und dann war da der Sieg gegen Boris Becker. Der allerdings nicht auf dem Tennisplatz erkämpft wurde, sondern vor einem Millionenpublikum in der TV-Show „Klein gegen Groß“. „Na klar“, sagte der Tennis-Youngster, „das war unglaublich aufregend, aber ich schaue jetzt schon auf das neue Jahr und hoffe, dass da alles gut klappt.“



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