An dem Geschmack hängen nostalgische Kindheitserinnerungen: Generationen von Deutschen sind mit Sprengel-Schokolade aufgewachsen. Erfrischungsstäbchen oder „Privileg“-Tafeln aus dem Familienunternehmen standen einst für Qualität, made in Hannover – wie Bahlsen-Kekse, Conti-Reifen und Pelikan-Füller.
„Sprengel war zeitweise die erfolgreichste Schokolade Deutschlands“, sagt Sabine Güse-Henschel, „auch ich bin damit groß geworden.“ Die Chefin der Schokoladenmanufaktur Trüffel-Güse weiß, wovon sie schwärmt. Als 2001 das letzte Sprengel-Werk in Vinnhorst die Schokoladenproduktion in Hannover einstellte, legte Firma Güse noch einmal einen großen Vorrat an: „Wir haben damals schier unendliche Mengen Sprengel-Schokolade ins Lager genommen“, sagt die 60-Jährige, „doch irgendwann war alles verkauft – und es war vorbei.“
Die Marke Sprengel lebte zwar noch fort; unter anderem bot Aldi Produkte unter dem Namen an – doch diese kamen eben nicht mehr aus der Landeshauptstadt.
Jetzt aber feiert Sprengel-Schokolade, hergestellt in Hannover, ein süßes Comeback. Jedenfalls ein bisschen. Sabine Güse-Henschel hat vor wenigen Tagen offiziell Sprengel-Museums-Schokolade auf den Markt gebracht. Zu erstehen ist die Kreation exklusiv im Sprengel-Museum. Zwischen Kunstpostkarten und Kinderbüchern gibt es sie dort im Museumsshop.
Das Design mit dem Schriftzug „Love you for infinity“ ist auf die Blockbuster-Ausstellung „Niki. Kusama. Murakami“ abgestimmt, die dort derzeit zu sehen ist. „Die Nachfrage an den ersten Tagen war bereits sehr groß“, sagt Julia Richter, die Leiterin des Shops.
Die neue Sprengel-Schokolade gibt es in drei Geschmacksrichtungen: Edel-Zartbitter ist vegan. Orange-Klassik ist mit natürlichem Orangenöl hergestellt. Und Gold Karamell schmeckt wie Goldkaramell. Der Preis fällt allerdings wenig nostalgisch aus; das 50-Gramm-Täfelchen kostet zeitgemäße 4 Euro.
Dafür sind die leckeren Museumsstückchen allesamt handgefertigt. Produziert werden sie in Güses Schokoladenmanufaktur an der Schlägerstraße: „Die flüssige Schokolade wird dabei auf Marmorplatten temperiert, die mein Großvater schon vor 100 Jahren benutzt hat“, sagt Sabine Güse-Henschel.
Der Museumsshop will künftig verstärkt Pralinen und Schokokreationen mit Kunstmotiven anbieten. Sabine Güse-Henschel hat in dieser Hinsicht einen Traum: „Ich möchte eine Grand-Cru-Edelvollmich-Kakao-Schokolade herstellen, deren Qualität weltweit ihresgleichen sucht“, sagt sie.
Im Museum könnte diese dann für etwa 7 Euro angeboten werden, versehen mit einer orangen Banderole – als Reminiszenz an das legendäre Sprengel-Design. Weiland leuchtete das linke Drittel der Schokoverpackungen in „Sprengel-Rot“, ein stilisierter Bienenkorb diente als Logo. Museumsdirektor Reinhard Spieler freut sich über die Kooperation: „Schokolade stand am Anfang unseres Museums. Diese Edition weckt jetzt Erinnerungen an unsere Ursprünge.“ Der berühmte Schokoladenfabrikant Bernhard Sprengel hatte in seinen letzten Lebensjahren der Kunst näher gestanden als der Süßwarenindustrie. Seine Sammlung schenkte er der Stadt, die das Museum mit den Werken an seinem 85. Geburtstag nach ihm benannte.
Dass es dort jetzt wieder eine Schokolade gibt, die seinen Namen trägt, erfuhr Bernhard Sprengels Tochter Angela Kriesel durch eine Anfrage unserer Redaktion. Selbst probiert habe sie diese noch nicht, sagt sie. „Aber wenn sie sich an der Qualität des Museums orientiert, muss sie schmecken!“