Wenn der Herbst beginnt und die Temperaturen Richtung Frost sinken, sollten Autofahrerinnen und -fahrern die Ohren klingeln: Wer nicht auf Ganzjahresreifen fährt, kümmert sich möglichst schnell um einen Reifenwechsel.
Sobald der erste richtig kalte Tag einsetzt, sind die Werkstätten in Hannover und der Region erfahrungsgemäß vollkommen überlastet. Je nach Werkstatt beträgt die Wartezeit momentan schon mehrere Wochen. Die Faustregel für den Wechsel von Sommer- auf Winterreifen lautet: von O bis O – also Ostern bis Oktober. Kfz-Meister und Werkstattinhaber Lennard Jansen (31) erklärt, worauf es ankommt und was zu beachten ist.
Viele Autofahrerinnen und Fahrer halten sich an die Empfehlung. „Einige Kunden kommen direkt am ersten Oktober“, sagt Jansen. Mitte des Monats läuft der Felgen- oder Reifenwechsel im Meisterbetrieb dann schon auf Hochtouren. Acht bis zehn Fahrzeuge werden hier im Schnitt täglich umgerüstet. „Zu dieser Jahreszeit sind wir in vollem Gange“, sagt Jansen.
Weil immer mehr größere Autos auf größeren Reifen unterwegs sind und die Technik anspruchsvoller wird, kostet der Wechsel mehr Zeit. Jansen plant etwa 30 Minuten pro Fahrzeug ein. Bei Autos, die ab 2014 zugelassen wurden, muss das Reifendruckkontrollsystem (RDKS) neu gestartet werden. „Je nach System gehören aktive Sensoren dazu, die den Reifendruck überwachen und einen schleichenden Druckverlust melden“, erklärt Jansen.
Wer seine Felgen selber wechseln will, kann das zwar auch tun, sollte aber einige Dinge beachten: Häufige Fehlerquellen seien das unzureichende Anziehen der Radmuttern und das Missachten der Laufrichtung – links vorne gehört halt nach links vorne und nicht falsch herum nach rechts. Das würde Gefahr bedeuten, vor allem bei starkem Regen und Aquaplaning, weil das Profil das Wasser nicht mehr verdrängt.
„Reifen und Profil sind auf eine bestimmte Laufrichtung ausgelegt, gerade was Wasserverdrängung angeht“, erklärt Jansen. „Wenn man sich schon die Frage stellt: kann ich es selber? Dann rate ich davon ab.“
Auf Nachfrage gaben insbesondere größere Werkstätten und Reifenservices in Hannover und der Region derzeit Wartezeiten von bis zu drei Wochen an. In kleineren Betrieben liegt die Wartezeit momentan zwischen ein bis zwei Wochen. „Spätestens wenn es kalt wird, bricht immer das Chaos aus – bei Schnee wachen dann auch die Letzten auf“, sagt Jansen. Ab dann müsse er Prioritäten setzen. „Bestandskunden haben das Privileg, dass wir die Räder noch wechseln, aber Neukunden, die verzweifelt versuchen, einen Termin zu ergattern, müssen wir mitunter enttäuschen.“
Zudem sollten sich Autofahrerinnen und Autofahrer im Vorfeld über den Zustand ihrer Reifen im Klaren sein. Die gesetzliche Profiltiefe beträgt 1,6 Millimeter. „Das ist sehr wenig“, sagt Jansen. „Wir empfehlen mindestens vier Millimeter.“ Zudem sollten Winterreifen alle sechs Jahre ausgetauscht werden. „Die Reifen härten aus, bekommen Risse und verlieren an Grip.“
„Aus finanzieller Sicht und aus Bequemlichkeit absolut zu empfehlen“, sagt Jansen. „Man spart Wechsel und Einlagerung“ – und den Kauf von zwei Sätzen alle fünf bis sechs Jahre. Wer allerdings das Maximum an Sicherheit haben will, sollte lieber zwei Sätze pro Jahr nutzen, meint Jansen.
„Der Ganzjahresreifen muss den Spagat schaffen zwischen extremer Kälte, Glätte und Schnee sowie extremer Hitze mit 30 Grad Außentemperatur. Der Gripunterschied ist groß und Ganzjahresreifen halten lediglich vier bis fünf Jahre.“