Auf Anhieb ein deutscher Meister
Misburger Lamin Gibba vom Fechtklub Hannover holt den Titel im klassischen Fünfkampf

Meister im traditionellen Fünfkampf: Lamin Gibba vom Fechtklub Hannover von 1862.Foto: Debbie Jayne Kinsey

Über einen Superhelden ist Lamin Gibba zum Fechten gekommen: Adrien aus der Zeichentrickfilmserie „Miraculous“. Der ist ein Künstler mit dem Degen, das stachelte den damals Achtjährigen an. „Ich fand den gut“, sagt der 14-Jährige und wechselte später ganz vom Karate zum Kampfsport mit der feinen Klinge. Und probierte mit etlichen Vereinskameraden vom Fechtklub Hannover von 1862 mal etwas Neues aus: den klassischen Fünfkampf. Dabei stach Gibba in der U15 auf Anhieb sämtliche Kontrahenten aus und gewann die Internationale Deutsche Meisterschaft in Munster. Er überzeugte nicht etwa nur mit dem Degen, sondern vor allem im Kugelstoßen und im Luftgewehrschießen – an der Schießscheibe war er in seiner Altersklasse sogar der Beste.

Bis vor drei Jahren hieß dieser Wettbewerb noch Friesenkampf, benannt nach dem Freiheitskämpfer Friedrich Friesen (1784–1814), mit „Turnvater Jahn“ ein Mitbegründer der deutschen Turnkunst. Ausgetragen wurde der Friesenkampf erstmals 1928, gedacht als Ausgleich für die Fechter. 100 Meter Schwimmen sowie 100 oder 1000 Meter Laufen gehören dazu.

„Ursprünglich hatte es militärischen Charakter, aber heute nicht mehr. Es sind schöne, unterschiedliche Sportarten“, sagt Ulrich Bode, seit 60 Jahren begeisterter Fünfkämpfer. Der Routinier kümmert sich beim Fechtklub um die Sparte, die in Hannover kein anderer Verein hat.

Gibba gewann in diesem Jahr Bronze bei der U15-Landesmeisterschaft im Degenfechten. Er hat lange Arme und macht so etliche Punkte, wenn es gut läuft. „Ich täusche gern auf den Fuß an und ziele dann nach oben“, sagt der Misburger lächelnd. Fintieren ist ein wichtiges Element des Fechtens, der Erfolg ist meist Kopfsache.

Im Fünfkampf kommen zur mentalen Stärke die Ausdauer und Athletik hinzu. Besonders gefällt Gibba, der vor vier Jahren aus Bochum nach Hannover gezogen ist, das Schießen: „Es ist einfach entspannt.“ Auf die Distanz von zehn Metern legte er die Basis für Gold, mit dem Luftgewehr geht es los. Es folgten Schwimmen, Kugelstoßen, Laufen und zum Abschluss Fechten. „Lamin hat das zwar vorher trainiert. Aber so aus der kalten Hose war das eine super Leistung“, betont Bode, „besonders beim Kugelstoß mit sieben Metern“.

Der sportbegeisterte Humboldtschüler Gibba geht in die 9. Klasse. Mathematik, Englisch und Geschichte sind seine Lieblingsfächer. Der Misburger ist gern mit Freunden in der Stadt unterwegs, bevorzugter Treffpunkt ist Linden. Lamin Gibba würde sich nebenbei gern ein wenig Geld als Filmkomparse oder mit Modeln verdienen, ein ganz normaler Jugendlicher eben. Er isst gern Steak und will Fluglotse werden. Und wo will er beim Fechten landen? „Im nächsten Jahr unter den besten 32 in Deutschland“, sagt der frühere Bochumer, dessen Lieblingsverein im Fußball noch der VfL ist.

Einige Clubs unterstützten die Fechter bei ihren Fünfkampf-Ambitionen, unter anderem der VfL Uetze in Sachen Leichtathletik und die Schützenvereine aus Uetze und Groß-Buchholz. „Ich bin begeistert, wie spontan und umstandslos sie uns geholfen haben“, so Bode, „denn Schießen geht nicht einfach so. Da steckt schon mehr dahinter.“

Für den ältesten Fechtverein Deutschlands probierten sich sechs weitere Athleten erstmals in den ungewohnten Disziplinen aus, zwei nahmen Bronze mit: Eva Göttert und Konstantin Auer. „Dass wir als Verein mit historischer Fechttradition nun auch im klassischen Mehrkampf erfolgreich sind, zeigt die Vielseitigkeit und das Engagement unserer Sportlerinnen und Sportler“, betont Bode. Er ist zuversichtlich, den klassischen Fünfkampf im Fechtklub zu etablieren. Weil er so abwechslungsreich ist. Wenn die Athleten mit ihren Leistungen obendrein herausstechen, um so besser.

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