Ein „Leuchtturm“
für den Krisenfall
Rotes Kreuz baut Schutzzentrum für die Bevölkerung:
Neue Rettungswache an der Zeißstraße soll in Ausnahmelagen Anlaufstelle sein.

Soll Ende 2026 fertig sein: Das DRK bringt an der Zeißstraße 79 eine Rettungswache, die Verwaltung und ein Bevölkerungsschutzzentrum unter ein Dach.Foto: Jonas Dengler
Hannover. Bei der Grundsteinlegung wurde nicht mit Lob gespart: „Ein Leuchtturmprojekt, das weit über die Grenzen hinaus strahlt“, so nennt Axel von der Ohe (SPD), Erster Stadtrat und Feuerwehrdezernent, den Plan für die neue Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an der Zeißstraße. Auf 2700 Quadratmetern soll ein vielfältig nutzbarer Komplex entstehen.

Geplant ist laut DRK ein „zukunftsweisendes Multifunktionsgebäude“. Dass eine Schulungsstätte und die Verwaltungsstellen für die Ortsvereine des Roten Kreuzes im Neubau unterkommen, ist dabei aber gar nicht entscheidend. Vielmehr zählt, dass unter dem Dach auch ein Bevölkerungsschutzzentrum angesiedelt sein wird.

Der Begriff „Leuchtturm“ in von der Ohes Rede war bewusst gewählt. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat in den vergangenen Jahren „Katastrophenschutz-Leuchttürme“ als bundesweites Konzept zur Krisenbewältigung etabliert, die Ausgestaltung ist dabei von Kommune zu Kommune unterschiedlich.

In Hannover haben Stadt und Berufsfeuerwehr die Federführung, die neue DRK-Rettungswache ist ein Puzzleteil des Projektes. „Es geht darum, Stellen mit Licht zu schaffen“ – damit nimmt Feuerwehr-Sprecher Benjamin Pawlak die Leuchtturm-Metapher auf. Beim DRK soll ein „Notfallinformationspunkt“ eingerichtet werden können – als Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger im Krisenfall. „Wir bauen ein Netz aus und planen Dutzende solcher Standorte, sie können auch mobil in Zelten entstehen.“

Ein wichtiger Baustein sei ein anderes großes Projekt: Beim Neubau der Feuer- und Rettungswache 4 in Bornum soll ein Katastrophenschutz-Kompetenzzentrum entstehen. „Auch ein Zentrallager ist dort geplant“, sagt Pawlak. „Vieles ist noch nicht spruchreif, der Start noch nicht absehbar“, stellt der Feuerwehrsprecher klar. Für das „Leuchtturm“-Projekt müsse man Material beschaffen wie Pavillons, Stromaggregate, mobile Heizungen. Außerdem Freiwillige gewinnen und entsprechend schulen.

Warum der Aufwand? „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre“, sagt Pawlak. Nicht nur der russische Angriff auf die Ukraine habe das Bewusstsein der Menschen verändert. „Es geht auch um Blackouts, Gasmangellagen, Ausfall der Kommunikationsstrukturen nach einem Hackerangriff.“

Die Menschen sollen in solchen Situationen wissen, wohin sie sich wenden können. „Im Krisenfall wird es Informationen zur aktuellen Lage geben und einen Servicepoint“, sagt DRK-Sprecherin Nadine Spangenberg über den DRK-Neubau. Auch die Erstversorgung von Verletzten soll dort stattfinden.

8,8 Millionen Euro investiert das DRK. „Die Herausforderungen im Bevölkerungsschutz, im Rettungsdienst und für das ehrenamtliche Engagement werden nicht kleiner“, sagt Martina Rust, Präsidentin des Roten Kreuzes in der Region Hannover. „Umso wichtiger ist es, dass wir Strukturen schaffen, die den Menschen – und den Helferinnen und Helfern – wirklich nützen.“

Regionspräsident Steffen Krach (SPD) hob bei der Grundsteinlegung genau diese Funktion hervor. Er sieht in dem Vorhaben „ein Zeichen an die Bevölkerung“. Das DRK sei seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner in der Notfallversorgung.

Der Pachtvertrag für die bisherige Rettungswache an der Zeißstraße 15 läuft aus, nur 900 Meter entfernt wurde ein Baugrundstück gefunden. Der Betrieb im alten Gebäude läuft parallel zu den Bauarbeiten weiter.

Am 14. August war Grundsteinlegung, Ende 2026, spätestens Anfang 2027 soll die neue Rettungswache fertig sein. 60 Mitarbeitende im Rettungsdienst werden dort beschäftigt sein. Platz ist auch für drei Rettungswagen, einen Notfallkrankentransporter und drei Krankentransportwagen.

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