Markthalle im Erdgeschoss, Wohnungen darüber: Altstadt-Kaufhof ist verkauft
Der Unternehmer Oliver Blume soll sehr konkrete Pläne mit der leerstehenden Großimmobilie haben

War zuletzt unter demNamen Aufhof ein Zentrum für Kultur und Diskussionen: der frühere Kaufhof an der Schmiedestraße.Foto: Katrin Kutter
Hannover. Jetzt muss man aufpassen, dass es nicht durcheinandergeht: Von drei großen Warenhausimmobilien in Hannovers Innenstadt wurde eine überraschend verkauft. Es ist aber nicht das gläserne Karstadt-Hauptgebäude am Schillerdenkmal, das seit fast fünf Jahren leer steht. Es ist auch nicht die letzte noch geöffnete Galeria-Filiale am Hauptbahnhof, obwohl für das Gebäude aktuell ein Käufer gesucht wird, wie kürzlich berichtet.

Stattdessen handelt es sich um die Großimmobilie am Altstadtrand. Überraschend wurde jetzt bekannt, dass ein Kaufvertrag über das ehemalige Horten- und spätere Galeria-Kaufhof-Haus zwischen Oster- und Schmiedestraße notariell beurkundet wurde.

Mindestens ebenso groß ist die Überraschung über den Namen des Käufers. Es handelt sich nach übereinstimmenden Informationen um den Unternehmer Oliver Blume, der zu Jahresbeginn den ehemaligen VW-Turm Telemoritz erworben hat.

Blume äußert sich nicht zu dem Vorgang. Dem Vernehmen nach ist zwar der Kaufvertrag abgeschlossen, aber der Eigentumsübergang noch nicht vollzogen – ein üblicher Vorgang bei solchen Immobiliengeschäften. „Bitte haben Sie Verständnis, dass ich mich derzeit gar nicht äußern werde, weder mit einer Bestätigung noch einem Dementi“, teilt Blume nur mit.

Stadtbaurat Thomas Vielhaber (SPD) lässt sich ebenso wenig entlocken. Er sagt nur: „Richtig ist, dass wir derzeit sehr gute und konstruktive Gespräche zur Zukunft der Immobilie führen.“ Wer Käufer ist und was das Konzept ist, dazu heißt es aber auch bei ihm: „Kein Kommentar.“

Bei dem Gebäude handelt es sich um eine der größten Immobilien der Innenstadt. Sie hat gut 50.000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf fünf Etagen. Zum Vergleich: Das Einkaufszentrum Ernst-August-Galerie am Hauptbahnhof hat 30.000 Quadratmeter auf drei Etagen plus Parkdeck. Nach der Schließung Anfang 2023 hatte die Stadt darin zusammen mit der Hochschule Hannover und anderen Partnern anderthalb Jahre lang das Innenstadtexperiment Aufhof durchgeführt. Kreativkultur, Diskussionen, Vorträge und ein Gaming-Museum prägten die Zeit, teilweise war auch die Unterhaltungs-Kunstausstellung mit Banksy-Motiven im Obergeschoss zu sehen. Kurios: Überall kleben an den Schaufenstern noch Schriftzüge „Haus der Innovation“. Das soll es auch weiter sein.

Was genau Blume jetzt im 1975 erbauten Gebäude plant, dazu gibt es offenbar derzeit Abstimmungsgespräche mit der Stadt. Dem Vernehmen nach will er das Erdgeschoss für eine Art Markthallengastronomie nutzen. Zehn der verrücktesten europäischen Gastronomiekonzepte wolle er dort versammeln und habe dafür schon Scouts durch Europa ausgesandt, ist zu hören.

Darüber sollen nach einem Komplettumbau auf mehreren Etagen Bildungseinrichtungen Platz finden. Das war auch schon zu Aufhof-Zeiten diskutiert worden. Es heißt, Blume sei in konkreten Verhandlungen mit Mietern.

In den Obergeschossen und auf dem Dach des Gebäudes sollen bis zu 150 Wohnungen und möglicherweise auch Miniapartments nach dem Vorbild von Blumes Box-Hotel geplant sein.

Die Großimmobilie war von der Firma Sigma des österreichischen Galeria-Spekulanten René Benko kurz vor ihrer Insolvenz an ein Frankfurter Fondsunternehmen verkauft worden. Der Vorgang wurde unter anderem von der Staatsanwaltschaft kritisch geprüft. Es fanden sich aber offenbar nicht genug Belege für Wirtschaftsbetrug.

Die Frankfurter brachten die Immobilie dann auf den Markt. Zunächst wurden 40 Millionen Euro aufgerufen. Brancheninsidern zufolge soll der Preis aber gesenkt worden sein. Zum Vergleich: Für das einstige Karstadt-Gebäude am Schillerdenkmal wurden anfangs 70 Millionen Euro aufgerufen. Ein Käufer fand sich dafür fünf Jahre lang nicht. Der Investitionsbedarf bei solchen Immobilien ist enorm.

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