Man baue „das, was die europäische Stadt ausmacht“, sagte Stadtbaurat Thomas Vielhaber bei der Eröffnung der Ausstellung zu den Entwürfen. Wo seit den Siebzigerjahren ein großes, monolithisches Betongebäude alle Bezüge zur Nachbarschaft kappte, werde nun wieder ein Quartier im menschlichen Maßstab geschaffen, das Durchwegungen und mehr Kleinteiligkeit erlaube.
Wobei es durchaus in die Höhe gehen wird. Das weithin sichtbare Hauptgebäude The Peak (Architektur: KSP Engel, Braunschweig) wird mit 60 Metern so hoch wie das Allianz-Hochhaus. Ein zweiter Hochpunkt entsteht gegenüber (Architektur: Störmer Murphy and Partners aus Hamburg), bleibt aber mit 40 Metern unter der Kuppel des Anzeiger-Hochhauses.
Den Wettbewerb um den mittleren Block haben die beiden hannoverschen Architekturbüros Gruppeomp und Studiomauer gemeinsam für sich entschieden. Noch vor Jahresende soll zudem ein Wettbewerb für die Freiraumgestaltung entschieden sein.
„Ein Riesen-Ding“, sagte Florian Ebrecht, gemeinsam mit Matthias Herter Chef des Bauherrn Meravis. Ihn habe in der Planungsphase fasziniert, wie bis zum Schluss „mit heißen Köpfen diskutiert und am Ende ein tolles Ergebnis erzielt“ worden sei. Es seien „minutiös alle Themenfelder abgearbeitet“ worden, die bei solch einem Projekt nötig sind.
Meravis ist die Wohnungsbaugesellschaft des Sozialverbands, betreut aber inzwischen mehr als 13.000 Wohnungen in Hannover und Hamburg und ist im Neubau unter anderem im neuen Wohnquartier Kronsrode am Südrand des Kronsbergs in Bemerode aktiv. Mit dem Innenstadtprojekt wolle man zur Stadtreparatur beitragen, sagte Ebrecht.
Und hat dabei durchaus Ansprüche. Das urbane Quartier UrbanQ solle möglichst klimaneutral werden, betont Ebrecht. Zudem arbeite Meravis an besonderen Lösungen für die Mobilität künftiger Stadtbewohnerinnen und Bewohner, man wolle einen hohen Nutzungsmix ermöglichen und alles so bauen, dass es später auch mal anders genutzt werden kann.
Denn das ist ein wunder Punkt der Vorgeschichte. Dass trotz aller Diskussionen um Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Baukultur immer wieder bestehende Bausubstanz abgerissen wird, statt sie umzunutzen, hatte viel Protest hervorgerufen. Vielhaber räumte bei der Ausstellungseröffnung ehrlich ein: „Vielleicht würde man heute anders darüber nachdenken.“
Aber die Vorplanung für UrbanQ läuft bereits seit 2018. 2022 räumte die Postbank die letzten Büros, 2023 wurde abgerissen. Inzwischen zeugen nur noch große Schutthaufen auf dem Gelände von dem Vorgängerbau. Sie bleiben, weil sie als Recyclingmaterial beim Neubau weiterverwertet werden sollen.
Im kommende Jahr werde der Bebauungsplan final in die politische Beratung kommen, kündigte Vielhaber an. Dann wird es auch letztmalig eine öffentliche Auslegung der Pläne geben, sodass interessiere Bürgerinnen und Bürger Stellungnahmen abgeben können.
Das Verfahren läuft bei diesem Projekt allerdings anders als sonst. Der Bebauungsplan wird nicht vorab von Politik und Verwaltung festgezurrt und dann die Detailplanung gemacht.
Stattdessen hat man zunächst die Architekturentwürfe fertigen lassen, bei denen es nicht nur um Fassadengestaltung geht, sondern auch um viele technische Lösungen, um Raumbezüge und Nutzungsvariationen. Fertigstellung der insgesamt 51.000 Quadratmeter Nutzfläche könnte 2031 sein. Die Ausstellung ist bis Ende September in der Bauverwaltung, Rudolf-Hillebrecht-Platz 1, werktags von 8 bis 18 Uhr kostenlos zu sehen.