Prävention mit Playstation
Hannovers Polizei will einen Gaming-Bus einrichten, um mit Jugendlichen besser in Kontakt zu kommen

„Mario Kart“ als Türöffner: Gaming-Beamte der Polizei Hannover kommen auf dem Ernst-August-Platz spielerisch mit Jugendlichen in Kontakt.Foto: Tim Schaarschmidt
Hannover. „Lass mal gegen den Polizisten spielen“, ruft ein Jugendlicher. Wenige Sekunden später stehen drei Teenager neugierig vor dem Polizeiwagen. Direkt vor dem Hauptbahnhof Hannover steht das große Fahrzeug, eine Seite ist aufgeklappt. Im Inneren flimmert das Bild eines bunten Rennspiels – gleich wird „Mario Kart“ gespielt. Die Controller liegen bereit.

Nach kurzem Zögern greifen die Jugendlichen zu – das Eis bricht mit dem ersten Spiel. Aus Stille wird Gelächter, aus Spiel wird Gespräch. „Und? Warum bist du Polizist geworden?“ – „Weil ich was bewegen wollte; und weil nicht jeder Tag gleich ist.“ So stellt sich die Polizeidirektion Hannover (PD) moderne vertrauensbildende Präventionsarbeit vor: direkt, niedrigschwellig und auf Augenhöhe.

Digital ist die Polizei bereits mit ihren Streams auf der Plattform Twitch erfolgreich. Der Gaming-Bus soll die Präsenz der Polizei erweitern – analog, nahbar, mitten im Stadtleben. Herzstück ist ein Gaming-Koffer mit Spielkonsolen wie Playstation, Xbox oder Nintendo Switch, Monitore und Zubehör. „Wir wollen dorthin gehen, wo die Jugendlichen sind – digital und analog“, sagt der Leiter der neuen Gaming-Offensive der PD Hannover, „Officer Janni“; Klarnamen verwenden die Polizisten aus dienstlichen Gründen nicht. Die neue Gaming-Einheit soll flexibel und mobil einsetzbar sein – überall dort, wo sich junge Menschen aufhalten, erklärt Janni.

Das Projekt ist für die Polizisten keine Spielerei, sondern ein neuer Ansatzpunkt für eine gute Kommunikation. „Wenn junge Menschen uns erst beim Zocken begegnen und dann merken, dass wir zuhören und sie ernst nehmen, dann entsteht Vertrauen – und das ist die Basis für jede Polizeiarbeit.“

Inspiration lieferte das niederländische Vorbild „Gamen met de politie“ (übersetzt: „Gamen mit der Polizei“), das dort landesweit erfolgreich umgesetzt wird. Polizistinnen und Polizisten zocken dort regelmäßig mit Jugendlichen beliebte Spiele – am Straßenrand und in Treffs wie Jugendhäusern. Der Effekt: Zugang zu jungen Menschen, die der Polizei sonst fernbleiben – und echte Gespräche über sensible Themen wie Einsamkeit, Missbrauch oder Desinformation.

Auch die PD Hannover hat erkannt, dass „klassische Formate zur Ansprache von Jugendlichen nicht ausreichen“, sagt Janni. Der Erfolg auf der Streaming-Plattform Twitch zeige, „dass sich Gaming bei der Polizeiarbeit lohnt“, betont der Streaming-Beamte. Der neue Ansatz soll zeigen: Prävention kann auch Spaß machen und wird trotzdem ernst genommen.

Was auf Twitch erfolgreich ankommt, soll jetzt auf die Straße gebracht werden. „Die Idee ist in Arbeit, und wir wollen sie möglichst noch 2025 realisieren“, sagt Janni. Die Arbeit im Gaming-Bus versteht sich dabei nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur digitalen Arbeit. Die Reichweite auf Twitch – zuletzt mehr als 42.000 Follower – zeige, dass der Bedarf an Polizeipräsenz im Netz da ist, so Janni. „Wenn Jugendliche uns im Stream Fragen stellen, sehen wir, wie groß der Bedarf nach direktem Austausch ist.“

Noch muss das Pilotprojekt geprüft werden, doch die Gaming-Polizisten sind zuversichtlich. Denn für sie steht fest: Die PD Hannover will für die Jugend sichtbar bleiben. Ob mit Controller in der Hand vor Ort oder im Livestream am Bildschirm. Die Botschaft: Die Polizei ist erreichbar. Für Fragen, für Hilfe – und manchmal auch für ein Spiel.

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