Anders als bei der Gelben Tonne sind Vermieter bei der Blauen Tonne nicht verpflichtet, diese zur Verfügung stellen. Für betroffene Mieterinnen und Mieter bedeutet das, dass sie künftig ihr Altpapier auf Wertstoffinseln oder Wertstoffhöfen entsorgen müssen. Von der Umstellung auf die Blaue Tonne verspricht sich Aha ein effizienteres Recycling.
„In vielen Bereichen grenzen unsere Gebäude direkt an öffentliche Flächen, sodass eine Abstellmöglichkeit auf dem eigenen Grundstück nicht möglich ist“, berichtet Petra Lips, Sprecherin des Spar- und Bauvereins. Als Beispiele nennt sie Stadtteile wie Vahrenwald, Linden oder Ricklingen. Der Vorschlag von Aha, die Tonnen von den Mieterinnen und Mietern durch Treppenhäuser und über Treppenstufen zu bewegen, „ist für uns nicht akzeptabel und insbesondere im Fall der schweren Papiertonnen absolut unmöglich“.
Zwar versucht der Spar- und Bauverein laut Sprecherin Lips, die Standplätze zu erweitern, wo das möglich sei. Das funktioniere aber nicht immer. Es sei bedauerlich, dass für die Blauen Tonnen – anders als im Falle der Gelben Tonnen – keine Ausnahmegenehmigungen für das Aufstellen im öffentlichen Raum vorgesehen seien. „Hier wird einfach die Verantwortung einseitig auf den Vermieter abgewälzt, der Lösungen finden muss – auch dort, wo eine Umsetzung gar nicht oder nur mit erheblichen Schwierigkeiten möglich ist“, kritisiert Lips.
„Auch uns stellt die Situation vor große Schwierigkeiten“, sagt Lena Petrescu von der WGH Herrenhausen. Im vergangenen Jahr habe man schon die Gelben Tonnen unterbringen müssen, jetzt die Blauen Tonnen. „In den meisten Fällen haben wir Platz schaffen können“, berichtet sie. Teilweise habe man dafür allerdings Beete wegnehmen müssen. „Das ist eigentlich nicht unser Bestreben“, bedauert Petrescu.Probleme gebe es vor allem dort, wo Häuserblocks direkt an den Bürgersteig grenzten. Die WGH hält wenig davon, deren Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem Altpapier zu Wertstoffinseln zu schicken. „Diese sind jetzt schon oft völlig überlastet. Und gerade für ältere Mieter wird das schwierig“, sagt Petrescu.
Wo es möglich ist, erweitern wir die Flächen für die Blauen Tonnen. Aber dass wir diese überall unterbringen können, ist Wunschdenken“, erklärt Günter Haese, Vorstandschef der Wohnungsgenossenschaft Gartenheim. Er sieht „eine Bevormundung der Bürger darin, diese mit dem Altpapier zu den Wertstoffinseln zu schicken“.
Lars Grundmann, Leiter des Bestandsmanagements bei der städtischen Wohnungsgesellschaft Hanova, rechnet mit wenig Schwierigkeiten in seinem Unternehmen wegen der Blauen Tonne. Diese sei ohnehin schon länger Standard bei der Hanova gewesen. „Die Einführung der Gelben Tonne hat uns vor größere Herausforderungen gestellt“, berichtet er. Einzelfälle, in denen es keinen Platz geben werde, diese aufzustellen, werde es aber geben.
Aha hat laut Sprecherin Helene Herich bisher etwa 50.600 Altpapiertonnen in Hannover aufgestellt. Zum Vergleich: Bei den verpflichtenden Gelben Tonnen lag die Zahl bei rund 71.000. Die Tonnen können nur von Grundstückseigentümern bestellt werden. Mieter haben diese Möglichkeit nicht.
Sowohl Aha als auch die Stadt Hannover verweisen auf den Kompromiss, dass die Altpapierbehälter auf den Wertstoffinseln ab dem 1. August häufiger geleert werden und diese von Wohnungen ohne Blaue Tonne maximal 300 Meter Luftlinie entfernt sein sollen. Laut Aha-Sprecherin Herich ist es Aufgabe des Tiefbauamtes final über die Standorte zu entscheiden.
Stadtsprecherin Janine Herrmann teilt mit, dass Blaue Tonnen nach dem Wertstoffinselkonzept nur auf den Wertstoffinseln stehen könnten. Deshalb könne für einzelne Tonnen privater Haushalte keine Genehmigungen für das Aufstellen auf dem Gehweg erteilt werden, auch wenn es nicht möglich sei, diese auf privaten Grundstücken abzustellen.
Sondergenehmigungen für private Papiertonnen seien aus Sicht der Stadt „aufgrund des beschränkten Platzes gerade in dicht bebauten Stadtteilen nicht möglich“, so Herrmann. Zudem widersprächen diese Beschlüssen des Rates.
Dass es für Gelbe Tonnen sehr wohl Sondergenehmigungen für das Abstellen auf Gehwegen gibt, erklärt die Stadt damit, dass es diese bei der Aufstellung des Wertstoffhofkonzeptes vor zehn Jahren noch nicht gegeben habe. Laut Herrmann sollen die Genehmigungen zunächst nur während einer Projektphase gelten. Für eine abschließende Lösung sei eine politische Beschlussfassung notwendig.