Als kreativer Querkopf liebt er es, Traditionen auf den Kopf zu stellen und dem Vertrauten die Unschuld zu rauben. Aus diesem Antrieb heraus ist auch eine weitere seiner Spezialitäten entstanden: skurrile Listen, sogenannte „Katalogisierungen“, mit denen er vermeintlich Ordnung ins Chaos bringt. So fragt er augenzwinkernd: „Was sich Psychiater während der Therapiesitzung so notieren?“ und gibt gleich selbst die Antwort: „Das hat er mir doch letzte Woche schon erzählt …“ Diese spielerischen Sammlungen enthüllen eine surreale Lakonie und einen Wortwitz, der virtuos zwischen Nonsens und tieferem Sinn balanciert. Weitere Listen sind „Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen“ oder „Die sieben Plurale von Rhabarber“.
Eine weitere, besonders ungewöhnliche Facette von Rubinowitz’ Schaffen sind seine „Stickstoffe“. Mit der Nähmaschine stickt er Wörter und Sinnsprüche auf Stoff und treibt damit ein ebenso subversives Spiel wie mit Stift und Papier. Was einst als frommer Spruch im Wohnzimmer hing, wird bei ihm zur schräg-poetischen Provokation. Texte wie „Kartoffeln machen Druck von unten” oder „Deine Luft will ich auch nicht mehr atmen!” parodieren biedere Lebensweisheiten früherer Generationen und erschüttern liebgewonnene Gewissheiten. All seinen Werken ist dieses Wechselspiel „zwischen sinnloser Sinnhaftigkeit und sinnhafter Sinnlosigkeit“ eigen. Mit spitzer Feder und bis aufs Äußerste strapazierter Nadel hält Rubinowitz uns einen schrägen Zerrspiegel vor. Er lädt dazu ein, das Absurde im Alltäglichen zu entdecken und mit einem Lächeln die eigenen Sehgewohnheiten zu hinterfragen.
Museum Wilhelm Busch