Als Carlo Kertess vor kurzem in seinem Freundeskreis die Info streute, dass er einen neuen Job hat, schaute er in fragende Gesichter: „Vertrieb bei den Johannitern? Was verkauft man denn da?“ Seine erste Antwort fiel kurz aus: „Nur Gutes!“ Dann holte der 47-Jährige aus und begann zu erzählen. Von dem „johannicer“, einem bundesweiten Pilotprojekt, das gerade in Hannover startet und von ihm gestaltet werden wird. Von der Aufgabe, die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) noch nahbarer zu machen, einen Ort dafür zu schaffen und eine Community aus Fans und Förderern aufzubauen. Von seinem Wunsch, viele Menschen zusammenzubringen, die Lust auf Vernetzung, Austausch und Events haben und gemeinsam Gutes bewirken wollen. „Dieses Projekt ist wie eine grüne Wiese“, sagt Carlo Kertess, grinst fröhlich und kann seine Freude, dass er sie bebauen soll, nicht verbergen.
Immerhin den Ort gibt es schon. Der „johannicer space“ ist in der City von Hannover zu finden, in der Nähe vom Kröpcke an der Osterstraße 31. Die großen Fenster sind beklebt, die Infos darauf erzeugen Neugierde: „Gemeinsam einen Unterschied machen“. Immer mal wieder bleibt jemand stehen und schaut herein. Drinnen sieht es ein bisschen wie in einem Co-Working-Space aus mit mehreren Arbeitsecken und Sitzmöglichkeiten, bunte Kissen liegen herum, alles wirkt noch unbewohnt und riecht auch so. Die Tür steht weit auf. „Hi! Schön, dass du da bist. Komm rein und lerne uns kennen“ steht in großen Lettern darauf. Jeder Mensch soll sich eingeladen fühlen, den „johannicer space“ zu betreten, egal ob mit oder ohne Anlass, Wunsch oder Frage. Zurzeit müssen noch Strukturen geschaffen und ein Team für Vertrieb und Space aufgebaut werden. Ist das geschafft, wird der „johannicer space“ zu festen Zeiten öffnen und die neue Marke der Hilfsorganisation, entwickelt von der Agentur „Frau Holla“, Fahrt aufnehmen. Mit einem hohen Maß an Freundlichkeit, Service und Verlässlichkeit. Das ist Carlo Kertess wichtig, er hat es im Blut nach vielen Jahren in der Gastronomie und in Hotels. Verschlossene Türen dagegen sind dem Restaurantfachmann und Betriebswirt „ein Graus.“Die Stellenausschreibung für den „johannicer“ hatte der zweifache Vater durch einen Zufall entdeckt. Er hatte sich gerade eine Auszeit genommen, wollte nach viel beruflicher Abwechslung mit einigen Umzügen und hohem Engagement ein halbes Jahr Ruhe für die Familie. Die Aufgabe, das spürbar Sinnhafte, faszinierte ihn vom ersten Moment an: „Ideen zu entwickeln, um neue Mitglieder und Förderer zu gewinnen, ist auch eine Form des Verkaufens, aber es passiert mit dem Gefühl, etwas nachhaltig Gutes zu tun“, sagt er.
Künftig wird er Interessierte über das ehrenamtliche Engagement der Johanniterinnen und Johanniter informieren, wird über die Arbeit im Bevölkerungsschutz, mit Rettungshunden, in der Stauhilfe, beim Kältehilfebus und in den sozialen Begleitdiensten für einsame, demenziell erkrankte oder schwerstkranke Menschen berichten. Er wird dafür werben, die ehrenamtlich Helfenden in ihrem Tun finanziell zu unterstützen. Dass vielleicht auch jemand kommt und mitmachen will, eine gute Idee hat oder eine Frage zur Pflege, zu den Kitas, den Freiwilligendiensten, den Erste-Hilfe-Kursen oder dem Rettungsdienst stellt, damit rechnet Carlo Kertess nicht nur – darauf hofft er: „Der johannicer space soll leben und jeder ist willkommen.“
Mehr Informationen zum neuen Angebot der Johanniter unter www.johannicer.de